- Es war in Avignon am Karneval
- Dass sich ein Mörder in den Reigen stahl
- Und dass die Pest verlarvt sich schwang im Tanz
- Mit einem schlotterichten Mummenschanz.
- In einer nahen Villa täuschen sie
- Die Angst mit Wohllaut und mit Phantasie,
- Frau Laura war und auch Petrarca da,
- Als an das Tor ein dumpfer Schlag geschah.
- Die blassen Lippen schaudern vor dem Wein,
- Es tritt ein Weissgewandeter herein,
- Der eine Maske mit dem Sterbezug
- Und einen frisch gepflückten Lorbeer trug.
- Der Dämon hebt den Lorbeer voller Ruh
- Und sinnt und schreitet auf Petrarca zu:
- „Ich grüsse, Freund, und komme priesterlich
- Das ist der Selgen Lorbeer! Neige dich!“
- Der Lorbeer schwebt. Da raubt ihn eine Hand,
- Frau Laura war es, die daneben stand,
- Sie schmiegt ihn um die blonden Haare leicht,
- Sie steht bekränzt. Sie schaudert. Sie erbleicht.
Der Tod und Frau Laura
… eine Ballade von Conrad Ferdinand MeyerDer Tod und Frau Laura von Conrad Ferdinand Meyer wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/meyer/der-tod-und-frau-laura/
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