Gambacorti und Gualandi

eine Ballade von August von Platen
  1. Als Alfons, der mächtige König,
  2. Seine Scharen ausgeschickt,
  3. Anzufeinden jene weise
  4. Florentinische Republik,
  5. Die verwaltete wohlbedächtig
  6. Cosimo von Medicis,
  7. Hatte Gerhard Gambacorti,
  8. Tief im Schoß des Apennins,
  9. Als ein Lehn der Florentiner
  10. Eine Herrschaft im Besitz.
  11. Durch Verschwägrung war verknüpft er
  12. Jenem großen Albizi,
  13. Welcher aus Florenz vertrieben
  14. Nach dem heiligen Grabe ging,
  15. Bis zuletzt er, heimgewandert,
  16. Seltner Schicksalslaune Spiel,
  17. An dem Hochzeittag der Tochter
  18. War gestorben im Exil.
  19. Des gedenkt nun Gambacorti,
  20. Der Verrat und Tücke spinnt,
  21. Als ein Feind der Mediceer
  22. Abgeneigt der Republik,
  23. Welcher Gleichwohl seinen Sohn er
  24. Hat als Geisel überschickt,
  25. Sicherheit ihr einzuflößen,
  26. Die bereits Verrat umstrickt.
  27. Als vor seinem Schloß Corzano,
  28. Wo den kleinen Hof er hielt,
  29. Mit dem Feldhauptmann des Königs
  30. Nun des Königs Heer erschien,
  31. Läßt die Brücke Gambacorti
  32. Nieder, tritt entgegen ihm,
  33. Dem die Burg er für den König
  34. Tückisch überliefern will.
  35. Ihn umgeben seine Ritter,
  36. Männer vielgewandt im Krieg:
  37. Unter ihnen war Gualandi,
  38. Dem der Hochverrat mißfiel.
  39. Der ergreift den Gambacorti,
  40. Über die Brücke stößt er ihn;
  41. Diese wird, auf sein Verlangen,
  42. Aufgezogen augenblicks,
  43. Während aufgepflanzt die freie
  44. Florentinische Fahne wird,
  45. Während innerhalb die Mannschaft
  46. Ruft: Es lebe die Republik!
  47. Gambacorti steht verlassen
  48. Außerhalb, im Angesicht
  49. Seiner nun verlornen Feste,
  50. Die Gualandi treu verficht.
  51. Nach Neapel muß er wandern,
  52. Mit dem Feinde muß er ziehn;
  53. Doch es schickt den Sohn zurück ihm
  54. Großgesinnt die Republik.
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Quelle: https://balladen.net/platen/gambacorti-und-gualandi/