- Aus Köllen war ein Edelknecht
- Um Botschaft ausgegangen,
- Den Vater hielt ihm Engelbrecht
- Der Bischof hart gefangen.
- Er ging gen Arle manchen Tag
- Er ging in schweren Sorgen,
- Sein Liebchen ihm im Sinne lag,
- Der hätt er es verborgen,
- Ganz traurig er am Brunnen lag,
- In Busch und grünen Hecken,
- Da hört er schallen Hufesschlag,
- Und ging sich zu verstecken.
- Er sah da einen frohen Mann
- Sein Roß zur Quelle lenken,
- Ein andrer ritt betrübt heran,
- Sein Pferd am Born zu tränken.
- Betrübter Mann! der frohe sprach
- Gott woll dir Trost verleihen!
- O froher Mann! der andre sprach
- Was mag dich so erfreuen!
- Herr Gottschalk sprach der frohe Mann
- Geht frei aus seinen Banden,
- Durch ein Mirakel er entrann
- Mit allen den Verbannten.
- Er hatte eine kleine Maus
- Im Kerker zahm erzogen,
- Die ging da freundlich ein und aus,
- Und war ihm gar gewogen.
- Doch einst sein kleiner Freund entlief,
- Und wollte nicht mehr kehren,
- Herr Gottschalk ihr gar traurig rief
- Das Mäuslein wollt nicht hören.
- Das schmerzte den getreuen Mann,
- Sein Mäuslein wollt er haben,
- Mit seinen Freunden er begann,
- Nach ihrem Freund zu graben.
- Und in der Erde eingescharrt
- Fand Meißel er und Feilen,
- Womit er ihre Bande hart,
- Gar leichtlich konnt zerteilen.
- Der andre sprach, mein Schwesterlein
- Es liegt gar schwer gefangen,
- Und selbst das treue Mäuslein dein
- Könnt nicht zu ihr gelangen.
- Des Schlosses Dach ist Himmelblau,
- Die Mauren grüne Wellen,
- Die Graben rings sind Flur und Au,
- Die Fenster Fluß und Quellen.
- Der süße Knecht die Liebe brach
- In ihres Herzens Kammer,
- Ihm stürzten die Gesellen nach,
- Der Schmerz und böser Jammer.
- Die Liebe blies das Lämpchen aus
- Die Schmerzen sie bezwungen,
- Und legten sie ins kühle Haus
- Wohl auf den Tod gefangen.
- Am Fels wo wild der Rhein zerschellt,
- Wo bös die Schiffe stranden,
- Dort ewig Sie gefangen hält,
- Der Schlund in kühlen Banden.
- Ein Freund des Bischofs sie belog,
- Herr Hermann sei erschlagen,
- Der insgeheim aus Köllen zog
- Den Vater zu erfragen.
- Dann zäumten sie die Rosse auf
- Und rüst’ten sich zu scheiden
- Und gaben sich den Handschlag drauf
- Den Bischof zu bestreiten.
- Und da sie aus dem Walde schon,
- Trat wieder zu der Quelle
- Hermann des treuen Gottschalks Sohn
- Der traurige Geselle.
- Er schrie hinab zum Wasserschloß,
- Wo bös die Schiffe stranden,
- Wer macht mein Lieb von Feßlen los,
- Wer löset ihr die Banden,
- Lebwohl lebwohl, Herr Vater mein,
- Leb frei in großen Ehren,
- Ich hab verlorn das Mäuslein klein,
- Das tut mich gar beschweren,
- Lebwohl lebwohl, o Kerker mein
- Das Mäuslein ist verloren,
- Mein Schwert muß meine Feile sein,
- Da tät er sich durchbohren.
- Und stürzt hinab ins kühle Haus,
- Wo Liebchen liegt gefangen,
- O Liebchen breit die Arme aus
- Ihn treulich zu umfangen.
- Und läg gefangen im kühlen Haus
- Die mich so hart betrogen,
- Sie hätte, eh dies Liedchen aus
- Mich auch hinab gezogen –
Aus Köllen war ein Edelknecht
… eine Ballade von Clemens BrentanoAus Köllen war ein Edelknecht von Clemens Brentano wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/brentano/aus-koellen-war-ein-edelknecht/
Quelle: https://balladen.net/brentano/aus-koellen-war-ein-edelknecht/