- War einst ein Knecht, einer Witwe Sohn,
- Der hatte sich schwer vergangen.
- Da sprach sein Herr: „Du bekommst deinen Lohn,
- Morgen musst du hangen.“
- Als das seiner Mutter kund getan,
- Auf die Erde fiel sie mit Schreien:
- „O, lieber Herr Graf, und hört mich an,
- Er ist der letzte von dreien.
- Den ersten schluckte die schwarze See,
- Seinen Vater schon musste sie haben,
- Dem andern haben in Schonens Schnee
- Eure schwedischen Feinde begraben.
- Und lasst ihr mir den letzten nicht
- Und hat er sich vergangen,
- Lasst meines Alters Trost und Licht
- Nicht schmählich am Galgen hangen!“
- Die Sonne hell im Mittag stand,
- Der Graf sass hoch zu Pferde,
- Das jammernde Weib hielt sein Gewand
- Und schrie vor ihm auf der Erde.
- Da rief er: „Gut, eh die Sonne geht,
- Kannst du drei Aecker mir schneiden,
- Drei Aecker Gerste, dein Sohn besteht,
- Den Tod soll er nicht leiden.“
- So trieb er Spott, hart gelaunt,
- Und ist seines Weges geritten.
- Am Abend aber, der Strenge staunt,
- Drei Aecker waren geschnitten.
- Was stolz im Halm stand über Tag,
- Sank hin, er musst es schon glauben.
- Und dort, was war’s, was am Feldrain lag?
- Sein Schimmel stieg mit Schnauben.
- Drei Aecker Gerste, ums Abendrot,
- Lagen in breiten Schwaden,
- Daneben die Mutter, und die war tot.
- So kam der Knecht zu Gnaden.
Die Schnitterin
… eine Ballade von Gustav FalkeDie Schnitterin von Gustav Falke wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/falke/die-schnitterin/
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