- Unerhört,
- Auf Lombok hat man sich empört,
- Auf der Insel Lombok die Balinesen
- Sind mit Mynheer unzufrieden gewesen.
- Und die Mynheers faßt ein Zürnen und Schaudern,
- „Aus mit dem Brand, ohne Zögern und Zaudern“,
- Und allerlei Volk, verkracht, verdorben,
- Wird von Mynheer angeworben,
- Allerlei Leute mit Mausergewehren
- Sollen die Balinesen bekehren,
- Vorwärts, ohne Sinn und Plan,
- Aber auch planlos wird es gethan,
- Hinterlader arbeitete gut,
- Und die Männer liegen in ihrem Blut.
- Die Männer. Aber groß anzuschaun
- Sind da noch sechszig stolze Fraun,
- All’ eingeschlossen zu Wehr und Trutz
- In eines Buddha-Tempels Schutz.
- Reichgekleidet, goldgeschmückt,
- Ihr jüngstes Kind an die Brust gedrückt,
- Hochaufgericht’t eine jede stand,
- Den Feind im Auge, den Dolch in der Hand.
- Die Kugeln durchschlagen Trepp’ und Dach,
- „Wozu hier noch warten, feig und schwach?“
- Und die Thüren auf und hinab ins Thal,
- Hoch ihr Kind und hoch den Stahl
- (Am Griffe funkelt der Edelstein)
- So stürzen sie sich in des Feindes Reihn.
- Die Hälfte fällt todt, die Hälfte fällt wund,
- Aber jede will sterben zu dieser Stund,
- Und die Letzten, in stolzer Todeslust,
- Stoßen den Dolch sich in die Brust.
- Mynheer derweilen, in seinem Kontor,
- Malt sich christlich Kulturelles vor.
Die Balinesenfrauen auf Lombok
… eine Ballade von Theodor FontaneDie Balinesenfrauen auf Lombok von Theodor Fontane wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/fontane/die-balinesenfrauen-auf-lombok/
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