- »Ich sähe wohl gern (er sprach es stumm)
- noch einmal die Plätze hier herum,
- am liebsten auf Alt-Geltow zu, –
- und ihr kommt mit, die Kinder und du.«
- Das Dorf, es lag im Sonnenschein,
- in die stille Kirche tritt er ein,
- die Wände weiß, die Fenster blank,
- zu beiden Seiten nur Bank an Bank,
- und auf der letzten – er blickt empor
- auf Orgel und auf Orgelchor
- und wendet sich und spricht: »Wie gern,
- vernähm’ ich noch einmal ›Lobe den Herrn‹;
- den Lehrer im Feld, ich mag ihn nicht stören,
- Vicky, laß du das Lied mich hören.«
- Und durch die Kirche, klein und kahl,
- als sprächen die Himmel, erbraust der Choral,
- und wie die Töne sein Herz bewegen,
- eine Lichtgestalt tritt ihm entgegen,
- eine Lichtgestalt, an den Händen beiden
- erkennt er die Male: »Dein Los war leiden.
- Du lerntest dulden und entsagen,
- drum sollst du die Krone des Lebens tragen.
- Du siegtest, nichts soll dich fürder beschweren:
- Lobe den mächtigen König der Ehren . .«
- Die Hände gefaltet, den Kopf tief geneigt,
- so lauscht er der Stimme.
- Die Orgel schweigt.
Kaiser Friedrich III. letzte Fahrt
… eine Ballade von Theodor FontaneKaiser Friedrich III. letzte Fahrt von Theodor Fontane wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/fontane/kaiser-friedrich-iii-letzte-fahrt/
Quelle: https://balladen.net/fontane/kaiser-friedrich-iii-letzte-fahrt/