- Lärmend, im Schloß zu Eger,
- Ueber dem Ungarwein,
- Sitzen die Würdenträger
- Herzogs Wallenstein:
- Tertschka, des Feldherrn Schwager,
- Illo und Kinsky dazu,
- Ihre Heimath das Lager,
- Und die Schlacht ihre Ruh.
- Lustig flackern die Kerzen;
- Aber der Tertschka spricht:
- „Ist mir’s Nacht im Herzen,
- Oder vor’m Gesicht?
- Diese Lichter leuchten
- Wie in dunkler Gruft,
- Und die Wände, die feuchten,
- Hauchen Grabesluft.“
- Feurig funkelt der Unger;
- Aber der Kinsky spricht:
- „Draußen bei Frost und Hunger
- Schüttelte so mich’s nicht,
- Hielte lieber bei Lützen
- Wieder in Qualm und Rauch;
- Wolle Gott uns schützen,
- Oder – der Teufel auch.“
- Illo nur, Herz wie Kehle
- Hält er bei Laune sich,
- Dicht ist seine Seele
- Gegen Hieb und Stich,
- Trägt ein Büffelkoller
- Wie sein Körper traun,
- Lustiger und toller
- War er nie zu schaun.
- Und vom Trunke heiser
- Ruft er jetzt und lacht:
- „Das erst ist der Kaiser,
- Wer den Kaiser macht;
- Eid und Treue brechen,
- Thaten wir’s allein?
- Hoch der König der Czechen,
- Herzog Wallenstein!“
- Burg- und Schloß-Bewohner
- Ruhen … Da sieh, in Stahl,
- Buttlersche Dragoner
- Dringen in den Saal;
- Buttler selbst, im Helme,
- Tritt an den Illo: „sprich,
- Seid ihr Schurken und Schelme,
- Oder gut kaiserlich?!“
- Hei, da fahren die Klingen
- Wie von selber heraus,
- Von dem Pfeifen und Schwingen
- Löschen die Lichter aus;
- Weiter geht es im Dunkeln,
- Nein, im Dunkeln nicht:
- Ihrer Augen Funkeln
- Giebt das rechte Licht.
- Tertschka fällt; daneben
- Kinsky mit Fluch und Schwur;
- Mehr um Tod wie Leben
- Ficht selbst Illo nur,
- Schlägt blindhin in Scherben
- Schädel und Flaschen jetzt,
- Wie ein Eber im Sterben
- Noch die Hauer wetzt.
- Licht und Fackel kommen,
- Geben düstren Schein:
- In einander verschwommen
- Blinken Blut und Wein;
- Ueberall im Saale
- Leichen in buntem Gemisch,
- Stumm, vor seinem Mahle,
- Sitzt der Tod am Tisch.
- Buttler aber, wie Wetter
- Donnert jetzt: „laßt sie ruhn!
- Das sind erst die Blätter,
- An die Wurzel nun.“
- Bald in Schlosses Ferne
- Hört man’s krachen und schrein; –
- Schau nicht in die Sterne,
- Rette dich, Wallenstein!
Schloß Eger
… eine Ballade von Theodor FontaneSchloß Eger von Theodor Fontane wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/fontane/schloss-eger/
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