I
- Am weiher wo die rehe huschen
- Da war’s wo wir von kampfes schweiss
- Zum erstenmal die stirnen wuschen
- Nach unsren fahrten hart und heiss.
- Nun ist mein bruder eingeschlafen
- – Die schwerter klangen heute scharf –
- Und ich bin froh dass ich den braven
- Dieweil er ruht behüten darf.
- Er stüzte sich mit seinem schilde ·
- Ich nahm sein haupt in meinen schoss ·
- Auf seiner wange zuckt es milde ·
- Um seinen bart erbarmungslos.
- Er zog mich heut aus manchen fesseln ·
- Im schwarzen wald wo unheil haust
- War ich verstrickt in tiefen nesseln ·
- Er hieb mich aus mit rascher faust.
- Ich wollte zu den süssen stimmen
- Des widerrates nicht gedenk
- Dem sündeschloss entgegenklimmen ·
- Er hielt mich fest am handgelenk.
- Er kennt kein sinnen und kein wanken ·
- Die bösen fühlten seine wut ·
- Die armen die zu fuss ihm sanken
- Verteilten sich sein ganzes gut.
- Er wird mich immer unterweisen
- Im graden wandel vor dem Herrn ·
- Mein bruder ist aus wachs und eisen ·
- In seinem schutze weil ich gern.
- So unterlag er doch der feinde tücke..
- Er focht mit wenig treuen wider scharen
- Er fiel · doch durch des himmels huld im glücke
- Der Seinen sieg vorm tode zu erfahren.
- Und fürsten kamen gar zum trauersaale ·
- Es hoben sich gemurmelte gebete
- Der männer lob · die klage der drommete
- Für ihn zu frühem lichtem ruhmesmale.
- Wohin ich mich nach seinem tode kehre?
- Wer wehrt von mir des rauhen lebens stösse?
- Ich werde fallen ohne seine grösse –
- O sei es nicht zu fern vom pfad der ehre.
II