- Es war ein Kind, das wollte nie
- Zur Kirche sich bequemen,
- Und sonntags fand es stets ein Wie,
- Den Weg ins Feld zu nehmen.
- Die Mutter sprach: »Die Glocke tönt,
- Und so ist dir’s befohlen,
- Und hast du dich nicht hingewöhnt,
- Sie kommt und wird dich holen.«
- Das Kind, es denkt: Die Glocke hängt
- Da droben auf dem Stuhle.
- Schon hat’s den Weg ins Feld gelenkt,
- Als lief‘ es aus der Schule.
- Die Glocke, Glocke tönt nicht mehr,
- Die Mutter hat gefackelt.
- Doch welch ein Schrecken hinterher!
- Die Glocke kommt gewackelt.
- Sie wackelt schnell, man glaubt es kaum;
- Das arme Kind im Schrecken,
- Es lauft, es kommt als wie im Traum:
- Die Glocke wird es decken.
- Doch nimmt es richtig seinen Husch,
- Und mit gewandter Schnelle
- Eilt es durch Anger, Feld und Busch
- Zur Kirche, zur Kapelle.
- Und jeden Sonn- und Feiertag
- Gedenkt es an den Schaden,
- Läßt durch den ersten Glockenschlag,
- Nicht in Person sich laden.
Die wandelnde Glocke
… eine Ballade von Johann Wolfgang von GoetheDie wandelnde Glocke von Johann Wolfgang von Goethe wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/goethe/die-wandelnde-glocke/
Quelle: https://balladen.net/goethe/die-wandelnde-glocke/