- Mit des Bräutigams Behagen
- Schwingt sich Ritter Kurt auf’s Roß,
- Zu der Trauung soll’s ihn tragen
- Auf der edlen Liebsten Schloß:
- Als am öden Felsenorte
- Drohend sich ein Gegner naht;
- Ohne Zögern, ohne Worte
- Schreiten sie zu rascher Tat.
- Lange schwankt des Kampfes Welle,
- Bis sich Kurt im Siege freut;
- Er entfernt sich von der Stelle,
- Überwinder und gebleut.
- Aber was er bald gewahret
- In des Busches Zitterschein:
- Mit dem Säugling still gepaaret,
- Schleicht ein Liebchen durch den Hain.
- Und sie winkt ihm auf das Plätzchen:
- Lieber Herr, nicht so geschwind!
- Habt Ihr nichts an Euer Schätzchen,
- Habt Ihr nichts für Euer Kind?
- Ihn durchglühet süße Flamme,
- Daß er nicht vorbei begehrt,
- Und er findet nun die Amme,
- Wie die Jungfrau, liebenswert.
- Doch er hört die Diener blasen,
- Denket nun der hohen Braut,
- Und nun wird auf seinen Straßen
- Jahresfest und Markt so laut,
- Und er wählet in den Buden
- Manches Pfand zu Lieb’ und Huld;
- Aber ach! da kommen Juden
- Mit dem Schein vertagter Schuld.
- Und nun halten die Gerichte
- Den behenden Ritter auf.
- O verteufelte Geschichte!
- Heldenhafter Lebenslauf!
- Soll ich heute mich gedulden?
- Die Verlegenheit ist groß.
- Widersacher, Weiber, Schulden,
- Ach! kein Ritter wird sie los.
Ritter Kurt’s Brautfahrt
… eine Ballade von Johann Wolfgang von GoetheRitter Kurt’s Brautfahrt von Johann Wolfgang von Goethe wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/goethe/ritter-kurts-brautfahrt/
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