- Von wem ich es habe, das sag ich euch nicht,
- Das Kind! in meinem Leib.
- »Pfui!« speit ihr aus: »die Hure da!«
- Bin doch ein ehrlich Weib.
- Mit wem ich mich traute, das sag ich euch nicht.
- Mein Schatz ist lieb und gut,
- Trägt er eine goldene Kett am Hals,
- Trägt er einen strohernen Hut.
- Soll Spott und Hohn getragen sein,
- Trag ich allein den Hohn.
- Ich kenn ihn wohl, er kennt mich wohl,
- Und Gott weiß auch davon.
- Herr Pfarrer und Herr Amtmann ihr,
- Ich bitte, laßt mich in Ruh!
- Es ist mein Kind, es bleibt mein Kind,
- Ihr gebt mir ja nichts dazu.
Vor Gericht
… eine Ballade von Johann Wolfgang von Goethe- Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Die Ballade Vor Gericht von Johann Wolfgang von Goethe entstand im Jahr 1776, wurde aber erst 1815 veröffentlicht. Zuvor war sie nur handschriftlich festgehalten.Der Text erzählt von einer Frau, die mit den Konventionen ihrer Zeit bricht. Sie trägt nämlich ein Kind in sich, obwohl sie nicht verheiratet ist und ist somit unehelich schwanger. Darüber hinaus gibt sie nicht preis, wer der Vater des Kindes ist.
Der junge Goethe war zu dieser Zeit schon unter Erbprinz Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach im Staatsdienst in Weimar tätig und musste sich vermutlich selbst bereits in diesen Jahren mit den Feinheiten der Rechtssprechung und der feinen moralischen Gratwanderung zwischen Recht und Unrecht befassen.
Vor Gericht von Johann Wolfgang von Goethe wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/goethe/vor-gericht/
Quelle: https://balladen.net/goethe/vor-gericht/