- Wohl unter der Linde erklingt die Musik,
- Da tanzen die Burschen und Mädel,
- Da tanzen zwei die niemand kennt,
- Sie schau’n so schlank und edel.
- Sie schweben auf, sie schweben ab,
- In seltsam fremder Weise,
- Sie lachen sich an, sie schütteln das Haupt,
- Das Fräulein flüstert leise:
- „Mein schöner Junker, auf Eurem Huth
- Schwangt eine Neckenlilje,
- Die wächst nur tief in Meeresgrund –
- Ihr stammt nicht aus Adams Familie.
- „Ihr seyd der Wassermann, Ihr wollt
- Verlocken des Dorfes Schönen.
- Ich hab’ Euch erkannt, beim ersten Blick,
- An Euren fischgrätigen Zähnen.“
- Sie schweben auf, sie schweben ab,
- In seltsam fremder Weise,
- Sie lachen sich an, sie schütteln das Haupt,
- Der Junker flüstert leise:
- „Mein schönes Fräulein, sagt mir warum
- So eiskalt Eure Hand ist?
- Sagt mir warum so naß der Saum
- An eurem weißen Gewand ist?
- „Ich hab’ Euch erkannt, beim ersten Blick,
- An Eurem spöttischen Knixe –
- Du bist kein irdisches Menschenkind,
- Du bist mein Mühmchen die Nixe.“
- Die Geigen verstummen, der Tanz ist aus,
- Es trennen sich höflich die beiden.
- Sie kennen sich leider viel zu gut,
- Suchen sich jetzt zu vermeiden.
Begegnung
… eine Ballade von Heinrich HeineBegegnung von Heinrich Heine wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/heine/begegnung/
Quelle: https://balladen.net/heine/begegnung/