- Am einsamen Strande plätschert die Fluth,
- Der Mond ist aufgegangen,
- Auf weißer Dühne der Ritter ruht,
- Von bunten Träumen befangen.
- Die schönen Nixen, im Schleyergewand,
- Entsteigen der Meerestiefe.
- Sie nahen sich leise dem jungen Fant,
- Sie glaubten wahrhaftig er schliefe.
- Die eine betastet mit Neubegier
- Die Federn auf seinem Barette.
- Die Andre nestelt am Bandelier
- Und an der Waffenkette.
- Die Dritte lacht und ihr Auge blitzt,
- Sie zieht das Schwert aus der Scheide,
- Und auf dem blanken Schwert gestützt
- Beschaut sie den Ritter mit Freude.
- Die Vierte tänzelt wohl hin und her
- Und flüstert aus tiefem Gemüthe:
- „O, daß ich doch Dein Liebchen wär’,
- Du holde Menschenblüthe!“
- Die Fünfte küßt des Ritters Händ’,
- Mit Sehnsucht und Verlangen;
- Die Sechste zögert und küßt am End
- Die Lippen und die Wangen.
- Der Ritter ist klug, es fällt ihm nicht ein,
- Die Augen öffnen zu müssen;
- Er läßt sich ruhig im Mondenschein
- Von schönen Nixen küssen.
Die Nixen
… eine Ballade von Heinrich HeineDie Nixen von Heinrich Heine wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/heine/die-nixen/
Quelle: https://balladen.net/heine/die-nixen/