- Im Wald, in der Köhlerhütte, sitzt
- Trübsinnig allein der König;
- Er sitzt an der Wiege des Köhlerkinds
- Und wiegt und singt eintönig:
- Eiapopeia, was raschelt im Stroh?
- Es blöken im Stalle die Schafe –
- Du trägst das Zeichen an der Stirn
- Und lächelst so furchtbar im Schlafe.
- Eiapopeia, das Kätzchen ist tot –
- Du trägst auf der Stirne das Zeichen –
- Du wirst ein Mann und schwingst das Beil,
- Schon zittern im Walde die Eichen.
- Der alte Köhlerglaube verschwand,
- Es glauben die Köhlerkinder –
- Eiapopeia – nicht mehr an Gott,
- Und an den König noch minder.
- Das Kätzchen ist tot, die Mäuschen sind froh –
- Wir müssen zu Schanden werden –
- Eiapopeia – im Himmel der Gott
- Und ich, der König auf Erden.
- Mein Mut erlischt, mein Herz ist krank,
- Und täglich wird es kränker –
- Eiapopeia – du Köhlerkind,
- Ich weiß es, du bist mein Henker.
- Mein Todesgesang ist dein Wiegenlied –
- Eiapopeia – die greisen
- Haarlocken schneidest du ab zuvor –
- Im Nacken klirrt mir das Eisen.
- Eiapopeia, was raschelt im Stroh?
- Du hast das Reich erworben,
- Und schlägst mir das Haupt vom Rumpf herab –
- Das Kätzchen ist gestorben.
- Eiapopeia, was raschelt im Stroh?
- Es blöken im Stalle die Schafe.
- Das Kätzchen ist tot, die Mäuschen sind froh –
- Schlafe, mein Henkerchen, schlafe!
Karl I.
… eine Ballade von Heinrich HeineKarl I. von Heinrich Heine wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/heine/karl-i/
Quelle: https://balladen.net/heine/karl-i/