Der Gott der Stadt

eine Ballade von Georg Heym
  1. Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.
  2. Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
  3. Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit
  4. Die letzten Häuser in das Land verirrn.
  5. Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
  6. Die großen Städte knieen um ihn her.
  7. Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
  8. Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.
  9. Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik
  10. Der Millionen durch die Straßen laut.
  11. Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik
  12. Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.
  13. Das Wetter schwält in seinen Augenbrauen.
  14. Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
  15. Die Stürme flattern, die wie Geier schauen
  16. Von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.
  17. Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.
  18. Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt
  19. Durch eine Straße. Und der Glutqualm braust
  20. Und frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt.
Der Gott der Stadt von Georg Heym wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.

Quelle: https://balladen.net/heym/der-gott-der-stadt/