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- Das Kind mit fiebernden Wangen lag,
- Rotgolden versank im Laub der Tag.
- Das Fenster hing voller wildem Wein,
- Da sah ein fremder Jüngling herein.
- »Laß, Mutter, den schönen Knaben ein,
- Er beut mir die Schale mit leuchtendem Wein,
- Seine Lippen sind wie Blumen rot,
- Aus seinen Augen ein Feuer lobt.«
- Der nächste Tag verglomm im Teich,
- Da stand am Fenster der Jüngling, bleich,
- Mit Lippen wie giftige Blumen rot
- Und einem Lächeln, das lockt und droht.
- »Schick, Mutter, den fremden Knaben fort,
- Mich zehrt die Glut und mein Leib verdorrt,
- Mich ängstigt sein Lächeln, er hält mir her
- Die Schale mit Wein, der ist heiß und schwer!
- Ach Mutter, was bist du nicht erwacht!
- Er kam geschlichen ans Bett bei Nacht:
- Und, weh, seinen Wein ich getrunken hab
- Und morgen könnt ihr mir graben das Grab!«