- Er läßt auf seinen Knien den Enkel hocken
- und läßt ihn fragen nach dem großen Krieg –
- und schildert mit eindringlichem Frohlocken
- sei’s Niederlage, sei’s erfochtner Sieg.
- Er spricht von Schlachten und von Feindestöten
- und von der heißen Lust verschlagner List –
- dem Enkel lauschend sich die Wangen röten,
- sein Sinn die milde Gegenwart vergißt.
- Von Überfällen ist jetzt das Erzählen
- des, der sich mehr und mehr erpicht,
- vom Untergang in nächtigen Kanälen
- und der Vergeltung, die sich säumte nicht.
- Da trieb man alles, was im Dorf, zusammen,
- den Greis – die Mutter mit dem Säugekind
- und steckt‘ den Scheunenpferch in helle Flammen
- und sorgt‘, daß keiner aus der Glut entrinnt.
- Du konntest das? – Was? – Die im Pferch verbrennen.
- Der Alte lacht: hätt‘ ich es nicht gemacht,
- so könntest du nicht spielen springen rennen –
- mich hätt‘ mein Ungehorsam umgebracht.
- Da rutscht der Enkel von den Knien sachte,
- stellt totenblaß sich vor den Alten dicht:
- zuviel zu sagen, wie er ihn verachte
- und sich – speit ihm nur mitten ins Gesicht.
Der Enkel
… eine Ballade von Georg KaiserDer Enkel von Georg Kaiser wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/kaiser/der-enkel/
Quelle: https://balladen.net/kaiser/der-enkel/