- Aktäon hat im dunklen Hain
- Das edle Wild gefällt,
- Da sah von einem milden Schein
- Die Waldflut er erhellt.
- Den Silbermond auf weißer Stirn,
- Sonst der Gewänder bar,
- Und um sie manche nackte Dirn,
- Die nicht zu tadeln war,
- So stand Diana weiß und zart –
- O dreimal selige Birsch!
- Sie spritzt‘ ihm Wasser in den Bart,
- O unglückseliger Hirsch!
- Wohl sprang er über Stein und Dorn,
- Zitternd und verzagt,
- An seinen Fersen Götterzorn,
- Die wilde Jungfernjagd!
- Schon floß sein rauchend Blut so rot
- Dianen vor den Fuß;
- Das ist ein schlimmer Jägertod,
- Wer so verenden muß!
- Das letzte wilde Mägdlein sprang
- Voll keuscher Wut herzu
- Und hielt dem schön gehörnten Fang
- Das brechende Auge zu.
- Auch heut noch mancher Junker birscht
- Durch das Kartoffelkraut,
- Der aber, wird er auch verhirscht,
- Die Göttin nie geschaut!
Aktäon
… eine Ballade von Gottfried KellerAktäon von Gottfried Keller wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/keller/aktaeon/
Quelle: https://balladen.net/keller/aktaeon/