Dantons Ende

eine Ballade von Gertrud Kolmar
  1. Was klirrt, was wirbelt, dampft und braust,
  2. Dies Schrein, dies Keuchen, dieses Lallen,
  3. Das riß er würgend in die Faust,
  4. Das zwang er klumpig um zum Ballen,
  5. Den seine Rechte wütend hob;
  6. Sein wildes Stierhaupt schwoll: Gelichter!
  7. Er warf den Felsen, ein Zyklop,
  8. Ins Antlitz seiner Richter.
  9. Und alles, Säumnis, Schuld, Verrat,
  10. Was ihn in kluger Schrift verdammte,
  11. Das stieß er mitten in die Tat,
  12. Die heiß von seinen Lippen flammte.
  13. Er schlang sein Leben noch, den Rest,
  14. Die spritzende, zerdrückte Traube,
  15. Er hielt die Stunde drängend fest,
  16. Hielt ihre rote Phrygierhaube,
  17. Ihr schwarzes Mähnenhaar gepackt,
  18. Griff ihr den Lappen von der Flanke,
  19. Er fand sie glühend, stark und nackt
  20. Und schmiß sie zuckend vor die Schranke,
  21. Und seine Stimme schnob, ein Meer,
  22. Entstürzte donnernd aus den Dämmen,
  23. Geschworne, Kläger, Volk und Heer
  24. Wie Treibholz wegzuschwemmen …
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