Der Kutscher des Alten Fritz

eine Ballade von August Kopisch
  1. Des Alten Fritz Leibkutscher soll aus Stein
  2. zu Potsdamm auf dem Stall zu sehen sein –
  3. da fährt er so einher,
  4. als ob er lebend wär:
  5. aller Kutscher Muster, treu und fest und grob,
  6. Pfund genannt, umschmeißen kannt er nicht: das war sein Lob!
  7. Mordwege fuhr er ohne Furcht, sein Mut
  8. hielt aus in Schnee, Nacht, Sturm und Wasserflut.
  9. Ihm war das einerlei,
  10. er fand gar nichts dabei;
  11. in dem Schnurrbart fest und steif blieb sein Gesicht
  12. und man sah darauf kein schlimmes Wetter niemals nicht.
  13. Doch rührte man an seinen Kutscherstolz,
  14. war jedes Wort von ihm ein Kloben Holz;
  15. woher es auch geschah,
  16. daß er es einst versah
  17. und dem Alten Fritz etwas zu gröblich kam,
  18. wessenhalb derselbe eine starke Prise nahm
  19. und sprach: »Ein grober Knüppel, wie Er ist,
  20. der fährt fortan mit Eseln, Knüppeln oder Mist!«
  21. Und so geschah´s. Ein Jahr
  22. bereits verflossen war,
  23. als der Pfund einst Knüppel fuhr und guten Muts
  24. ihm begegnete der Alte Fritz, der frug: »Wie tut´s?«
  25. »I nu, wenn ich nur fahre,« sagte Pfund,
  26. indem er fest auf seinem Fahrzeug stund,
  27. »so ist´s mir einerlei
  28. und weiter nichts dabei,
  29. ob´s mit Pferden oder ob´s mit Eseln geht,
  30. fahr ich Knüppel oder Eure Majestät.«
  31. Da nahm der Alte Fritz Tabak gemach
  32. und sah den groben Pfund sich an und sprach:
  33. »Hüm, find´t Er nichts dabei
  34. und ist Ihm einerlei,
  35. ob es Pferd, ob Esel, Knüppel oder ich;
  36. lad Er ab und spann Er um und fahr er wieder mich.«
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Quelle: https://balladen.net/kopisch/der-kutscher-des-alten-fritz/