- Vom Meere wirbelt´s auf wie Rauch,
- und aus der Wolke senkt sich auch
- der finstre Hang.
- Die Wettersäule stürmt ums Riff
- und faßt bereits des Helden Schiff:
- da trotzet Swend
- und ruft: »Ein Feenwirbelwind!«
- und wirft danach sein Messer geschwind –
- da tönt ein Schrei!
- Da faßt das Wirbeln ihn allein, –
- die andern sollen gerettet sein; –
- er aber fliegt
- mit den wirbelnden Wassern ans End´ der Welt:
- auf öder Insel er niederfällt,
- da liegt er betäubt. –
- Und wie er aufs neu zum Leben erwacht,
- hell leuchtet´s um ihn mit Wunderpracht:
- auf blicket Swend –
- und sieht halbschwebend vor sich stehn
- die schönste der lichten Meeresfeen:
- die weinet sehr! –
- Durch Tränen blickt die holde Gestalt.
- Da ergreift ihn der Liebe Zaubergewalt;
- sie aber spricht:
- »Send Alf, zu Kühner, was hast du getan?
- sieh meine Seite, die blutet, an!« –
- Da schreit er auf
- und windet zu Füßen ihr sich in Schmerz
- und ruft: »Das traf mein eigen Herz,
- süßholde Frau!
- Wie soll ich sühnen, was ich gefehlt?«
- Der kühne Swend liebt lieb-entseelt
- in tiefem Weh. –
- Die Huld der Fee nicht lange weilt:
- »Traf es dein Herz, so ist geheilt
- mein herbes Leid.
- Oh sieh, es schwindet der Wunde Spur
- und Schmerz wird süße Sehnsucht nur
- von Herz zu Herz.
- Sieh, blumigen Rasen schwellt zur Stund`
- des vormals dürren Eilands Grund
- und ladet zur Ruh –
- und laubige Schatten hüllen uns ein
- zu liebseligem Huldverein.«
- Da küßt sie ihn,
- da küßt er sie, schlingt liebewarm
- um die wonneschwere Gestalt den Arm,
- der kühne Swend.
- Rings dunkelt Nacht, – den Strand entlang
- tönt wallender Wogen Brautgesang
- und Kühlungen wehn;
- und Nachtigallen mit süßem Schall
- ziehn dichter im Wald allüberall
- das Liebesnetz.
- Allseelige Tage lebt der Held
- und entzückende Nächte, fern der Welt,
- der kühne Swend.
- Und jeder Wunsch wird ihm erfüllt,
- und jedes Sehnen scheint gestillt
- dem kühnen Swend.
- Sie reicht ihm die hehre Speise der Fein,
- sie selbst kredenzt ihm den Purpurwein
- im Kelch von Kristall.
- In prächtiger Grotte wohnt das Paar,
- umglüht von Gesteinen wunderbar,
- von Bernsteingold,
- von Muscheln, Korallen und Perlen licht!
- Allein die Ruhe behaget ihm nicht:
- er sehnt sich fort,
- säh lieber seiner Hütte Rauch
- und seine kühnen Genossen auch
- am Silter Strand.
- Und wie die Meerfei schlief einmal,
- er ihren Zaubergürtel stahl,
- der kühne Swend.
- Er dreht einen Ring – da fliegt er hoch,
- den zweiten – da fliegt er schneller noch
- ob Land und Meer.
- Er fliegt, wo er nur hin begehrt,
- und als er nah der Heimat fährt,
- da jauchzt er laut!
- Er hat die Türme schon erkannt
- und hört bereits die Stimmen am Land:
- laut bellt sein Hund! –
- Da dreht er vor Freude den dritten Ring;
- doch wunderbar es ihm erging –
- ihn hebt ein Sturm,
- der wirbelt tausend Meilen von dort
- besinnungsraubend den Kühnen fort,
- zurück, zurück.
- Er fliegt hoch über Land und Meer
- in Zauberkreisen wild umher
- zurück, zurück –
- zurück bis wieder zur Meeresfrau,
- schon sieht er den Strand, die Höhle genau:
- wild stürmt´s ihn hin.
- Und Blitze fliegen und Donner erschallt:
- die Frei reißt alles hinab mit Gewalt
- ins untre Meer.
- Swend kehrt nicht mehr zu der Menschen Land,
- und die Sonne wird ihm unbekannt:
- in blauer Nacht,
- hoch über ihm der Fische Heer,
- im wallenden, erdumdonnernden Meer
- wehklaget Swend.
- Gern säh er seiner Hütte Rauch
- und seine kühnen Genossen auch
- am Silter Strand! –
Die Wettersäule
… eine Ballade von August KopischDie Wettersäule von August Kopisch wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/kopisch/die-wettersaeule/
Quelle: https://balladen.net/kopisch/die-wettersaeule/