- Die Winde spielten müde mit den Palmen noch
- So dunkel war es schon um Mittag in der Wüste,
- Und Joseph sah den Engel nicht, der ihn vom Himmel grüßte
- Und weinte, da er für des Vaters Liebe büßte
- Und suchte nach dem Cocos seines schattigen Herzens doch.
- Der bunte Brüderschwarm zog wieder nach Gottosten
- Und er bereute seine schwere Untat schon
- Und auf den Sandweg fiel der schnöde Silberlohn.
- Die fremden Männer aber ketteten des Jakobs Sohn
- Bis ihm die Häute drohten mit dem Eisen zu verrosten.
- So oft sprach Jakob inbrünstig zu seinem Herrn,
- Sie trugen gleiche Bärte, Schaum von einer Eselin gemolken
- Und Joseph glaubte jedesmal sein Vater blicke aus den Wolken
- Und eilte über heilige Bergeshöhn, ihm nachzufolgen
- Bis er dann ratlos einschlief unter einem Stern.
- Die Käufer lauschten dem entrückten Knaben,
- Des Vaters Andacht atmete aus seinem Haare;
- Und sie entfesselten die edelblütige Ware
- Und drängten sich zu tragen, Canaans Prophet in einer Bahre,
- Wie die bebürdeten Kameele durch den Sand zu traben.
- Egypten glänzte feierlich in goldenen Mantelfarben
- Da dieses Jahr die Ernte auf den Salbtag fiel.
- Die kleine Karawane, endlich nahte sie dem Ziel.
- Sie trugen Joseph in das Haus des Potiphars am Nil.
- An seinem Traume hingen aller Deutung Garben.
Joseph wird verkauft
… eine Ballade von Else Lasker-SchülerJoseph wird verkauft von Else Lasker-Schüler wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/lasker-schueler/joseph-wird-verkauft/
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