- Rings im Kreise lauscht die Menge
- Bärtiger Magyaren froh;
- Aus dem Kreise rauschen Klänge:
- Was ergreifen die mich so? –
- Tiefgebräunt vom Sonnenbrande,
- Rotgeglüht von Weinesglut,
- Spielt da die Zigeunerbande
- Und empört das Heldenblut.
- »Laß die Geige wilder singen!
- Wilder schlag das Zimbal du!«
- Ruft der Werber, und es klingen
- Seine Sporen hell dazu.
- Der Zigeuner hörts, und voller
- Wölkt sein Mund der Pfeife Dampf,
- Lauter immer, immer toller
- Braust der Instrumente Kampf,
- Braust die alte Heldenweise,
- Die vor Zeiten wohl mit Macht
- Frische Knaben, welke Greise
- Hinzog in die Türkenschlacht.
- Wie des Werbers Augen glühn!
- Und wie all die Säbelnarben,
- Ehrenröslein purpurfarben,
- Ihm auf Wang und Stirne blühn!
- Klirrend glänzt das Schwert in Funken,
- Das sich oft im Blute wusch;
- Auf dem Tschako, freudetrunken,
- Taumelt ihm der Federbusch. –
- Aus der bunten Menge ragen
- Einen Jüngling, stark und hoch,
- Sieht der Werber mit Behagen;
- »Wärest du ein Reiter doch!«
- Ruft er aus mit lichtern Augen,
- »Solcher Wuchs und solche Kraft
- Würden dem Husaren taugen;
- Komm und trinke Brüderschaft!«
- Und es schwingt der Freudigrasche
- Jenem zu die volle Flasche.
- Doch der Jüngling hört es schweigend,
- In die Schatten der Gedanken,
- Die ihn bang und süß umranken,
- Still sein schönes Antlitz neigend.
- Ihn bewegt das edle Sehnen,
- Wie der Ahn ein Held zu sein;
- Doch berieseln warme Tränen
- Seiner Wangen Rosenschein.
- Außer denen, die da rauschen
- In Musik, in Werberswort,
- Scheint er Klängen noch zu lauschen,
- Hergeweht aus fernem Ort.
- »Komm zurück in meine Arme!«
- Fleht sein Mütterlein so bang;
- Und die Braut in ihrem Harme
- Fleht: »O säume nimmer lang!«
- Und er sieht das Hüttchen trauern,
- Das ihn hegte mit den Seinen;
- Hört davor die Linde schauern
- Und den Bach vorüberweinen. –
- Pochst du lauter nach den Bahnen
- Kühner Taten, junges Herz?
- Oder zieht das süße Mahnen
- Dich der Liebe heimatwärts?
- Also steht er unentschlossen,
- Während dort Geworbne schon
- Ziehn ins Feld auf flinken Rossen,
- Lustig mit Trommetenton.
- »Komm in unsre Reiterscharen!«
- Fällt der Werber jubelnd ein,
- »Schönes Leben des Husaren,
- Das ist Leben, das allein!« –
- Jünglings Augen flammen heller,
- Seine Pulse jagen schneller. – –
- Plötzlich zeigt sich jetzt im Kreise
- Eine finstere Gestalt,
- Tiefen Ernstes, schreitet leise,
- Und beim Werber macht sie halt,
- Und sie flüstert ihm so dringend
- Ein geheimes Wort ins Ohr,
- Daß er, hoch den Säbel schwingend,
- Wie begeistert loht empor.
- Und der Dämon schwebt zur Bande,
- Facht den Eifer der Musik
- Mächtig an zum stärksten Brande
- Mit Geraun und Geisterblick.
- Aus des Basses Sturmgewittern,
- Mit unendlich süßem Sehnen,
- Mit der Stimmen weichem Zittern,
- Singen Geigen, Grabsirenen.
- Und der Finstre schwebt enteilend
- Durch der Lauscher dichte Reihe,
- Nur am Jüngling noch verweilend
- Wie mit einem Blick der Weihe. –
- Bald im ungestümen Werben
- Wird der Liebe Klagelaut,
- Wird das Bild der Heimat sterben;
- Arme Mutter! arme Braut!
- In des Jünglings letztes Wanken
- Bricht des Werbers rauhes Zanken,
- Lacht des Werbers bittrer Hohn:
- »Bist wohl auch kein Heldensohn!
- Bist kein echter Ungarjunge!
- Feiges Herz! so fahre hin!«
- Seht, er stürzt mit raschem Sprunge –
- Zorn und Scham der Wange Glühn –
- Hin zum Werber, von der Rechten
- Schallt der Handschlag in den Lüften,
- Und er gürtet, kühn zum Fechten,
- Schnell das Schwert sich um die Hüften. –
- Wie beim Sonnenuntergange
- Still waldeinwärts schleicht das Wild:
- Also von der Ungarn Wange
- Flüchtet in den Bart herab
- Still die scheue Männerzähre.
- Ahnen sie des Jünglings Ehre?
- Ahnen sie sein frühes Grab?
Die Werbung
… eine Ballade von Nikolaus LenauDie Werbung von Nikolaus Lenau wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/lenau/die-werbung/
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