- „Alles fertig? Nichts vergessen?“
- Spricht der Alte zu dem Jungen.
- Der kommt wie ein Luchs gesprungen:
- „Nimm die Lupe: Sieh die Scheine,
- Zwillingsbrüder, echt, ich meine,
- Täuschend ähnlich und solid,
- Findest keinen Unterschied.“
- Spricht der Junge zu dem Alten:
- „Einen Blauen gib mir heute,
- Denn ich kenne dumme Leute,
- Die ihn ohne Ahnung wechseln,
- Weiß die Sache gut zu drechseln.
- Hulda schmollt. Doch zeig ich Gold,
- Ist mir meine Hulda hold.“
- Spricht der Alte zu dem Jungen:
- „Dummer Bengel, wirst du schweigen,
- Sonst will ich den Stock dir zeigen.
- Du besäufst dich, Lausepeter,
- Protz, dein Trinkgeld wird Verräter.
- Warte auf den ,Kavalier‘,
- Eh es dämmert, ist er hier.
- Der versteht es, Geld zu wechseln,
- Der versteht es wie die Grafen,
- Macht die Rothschilds selbst zu Schafen,
- Der bringt gutes Geld in Haufen,
- Können dann die Welt uns kaufen.
- Wechselt wie ein Herr Baron,
- Kennt das Leben, hat ihm schon.
- Das, was mir die Teilung einträgt:
- Alles geb ich meinen Kindern,
- Kein Gericht kanns je verhindern,
- Denn ich trags ins Bankgebäude,
- Das ist meine einzige Freude.
- Werd ich mal gefaßt, nun gut,
- Hab gesorgt für meine Brut.“
- Klingt ein Ministrantenglöckchen?
- Klingling, das geheime Zeichen,
- Gleich wird sanft die Türe weichen:
- Kommt geschniegelt und gebügelt,
- Tritt ein Herr, verstandgezügelt,
- In die Werkstatt, hochgereckt.
- He, „Monocle und Glas Sekt.“
- Achtung! Grandseigneursallüren!
- Tadellos sitzt Rock und Weste,
- Ein Minister jede Geste.
- Handschuh „prima“. Der Zylinder
- Ist allein schon Goldsackfinder.
- Und die „feinfein“ Pantalons,
- Damals Mode: Mit Galons.
- Lachend spricht er zu den beiden:
- „Hab viel Geld in meinen Taschen,
- Lauter echtes. Nur nicht paschen,
- Nur Geduld, und weg die Hände,
- Aufgepaßt, jetzt kommt die Spende:
- Ich: die Hälfte mit Verlaub,
- Ihr: zwei Viertel, nehmt den Raub.
- Kinder, waren das Kuriosa:
- Einen Kellner in Monaco
- Fand ich mit sehr leerem Tschako:
- War zwei Tage in den „Laren“,
- Vite, muß 8 Uhr 40 fahren,
- Tausendfrancsschein, changez, schnell,
- Und verließ drauf das Hotel.
- Auf dem Train nach Bordighera
- Traf ich Miß Honoria Birndl,
- War ein gar nicht übles Dirndl,
- Machte Liebschaft mit der Lady,
- Säuselt bald sie: „Dearest Edy“.
- Can You change me thousand Mark?
- „Oa, my love, here is die Quoark.“
- Dann war ich in Deutschland wieder:
- Sattelplatz im Trippelgarten,
- Wo die feinen Herren starten.
- Abends Jeu. „Graf Honiglöwe.“
- „Arthur von der Grünen Möwe.“
- Bank gehalten. Mitternacht:
- Braunen Lappen losgemacht.
- Auf dem Ball beim Herzog Fla-Fla …“
- Schst, es knistern Trepp und Dielen –
- „Hands off!“ Sechs Revolver zielen.
- Und die drei sind rasch gebunden,
- Aller Reichtum futsch, verschwunden,
- Rrrrrutsch, vorbei die Herrlichkeit,
- Eigentlich – es tut mir leid.
Die Falschmünzer
… eine Ballade von Detlev von LiliencronDie Falschmünzer von Detlev von Liliencron wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/liliencron/die-falschmuenzer/
Quelle: https://balladen.net/liliencron/die-falschmuenzer/