von einem in der Hitze der Begeisterung mit einem
Federmesser sich selbst geblendeten Dichter, nebst einem
angehängten wohlmeinenden Warnungsmittel
- Ein Geist, den man schon viele Jahre
- Gedruckt bei Käsekrämern fand,
- Der bei dem Altar und der Bahre
- Im Sold als Tagelöhner stand;
- Verstieg sich, weil er viel geschmieret,
- Zur Epopee, zum Trauerspiel,
- Und sang, wie’s Dichtern itzt gebühret,
- Auch in Hexametern sehr viel.
- Zwar trafen schreckliche Gerichte
- Des strengen Tadels seinen Witz;
- Es donnerte auf die Gedichte,
- In jede Zeile schlug ein Blitz.
- Vom Tadel wund, ging es dem Sänger
- Wie dem, den die Tarantel sticht;
- Der tanzet heftiger und länger,
- Der schrieb ein längeres Gedicht.
- Durch Wunder, Galgen, Schwert, und Räder
- Hat er das Mitleid oft erweckt;
- Denn in den Fingern und der Feder
- Saß ihm Begeistrung und Affekt.
- Itzt, da die Heldin seiner Bühne
- Wie sich’s gebührt, affektenvoll,
- Mit einer Eumenidenmiene
- Die Haare sich ausraufen soll;
- Itzt, itzt wird sein Affekt auch größer –
- Der Kiel wird stumpf – er nimmt voll Wut
- Sein ungeheures Federmesser –
- Und die Begeisterung will Blut!
- Der Stahl, geschärft auf blankem Leder,
- Fuhr aus der Scheide wild heraus,
- Fuhr durch die Nase von der Feder,
- Von dort ins Aug, und stieß es aus.
- Laß dies Exempel viele rühren,
- Mein dichterreiches Vaterland!
- O habt, kein Auge zu verlieren,
- Affekt im Kopf, nicht in der Hand.