- Vom Berge was kommt dort um Mitternacht spaet
- Mit Fackeln so praechtig herunter?
- Ob das wohl zum Tanze, zum Feste noch geht?
- Mir klingen die Lieder so munter.
- O nein!
- So sage, was mag es wohl sein?
- Das, was du da siehest, ist Totengeleit,
- Und was du da hoerest, sind Klagen.
- Dem Koenig, dem Zauberer, gilt es zu Leid,
- Sie bringen ihn wieder getragen.
- O weh!
- So sind es die Geister vom See!
- Sie schweben herunter ins Mummelseetal –
- Sie haben den See schon betreten –
- Sie ruehren und netzen den Fuss nicht einmal –
- Sie schwirren in leisen Gebeten –
- O schau,
- Am Sarge die glaenzende Frau!
- jetzt oeffnet der See das gruenspiegelnde Tor;
- Gib acht, nun tauchen sie nieder!
- Es schwankt eine lebende Treppe hervor,
- Und – drunten schon summen die Lieder.
- Hoerst du?
- Sie singen ihn unten zur Ruh.
- Die Wasser, wie lieblich sie brennen und gluehn!
- Sie spielen in gruenendem Feuer;
- Es geisten die Nebel am Ufer dahin,
- Zum Meere verzieht sich der Weiher –
- Nur still!
- Ob dort sich nichts ruehren will?
- Es zuckt in der Mitten – o Himmel! ach hilf!
- Nun kommen sie wieder, sie kommen!
- Es orgelt im Rohr und es klirret im Schilf;
- Nur hurtig, die Flucht nur genommen!
- Davon!
- Sie wittern, sie haschen mich schon!
Die Geister am Mummelsee
… eine Ballade von Eduard MörikeDie Geister am Mummelsee von Eduard Mörike wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/moerike/die-geister-am-mummelsee/
Quelle: https://balladen.net/moerike/die-geister-am-mummelsee/