- Ein Schifflein auf der Donau schwamm,
- Drin saßen Braut und Bräutigam,
- Er hüben und sie drüben.
- Sie sprach: »Herzliebster, sage mir,
- Zum Angebind was geb ich dir?«
- Sie streift zurück ihr Ärmelein,
- Sie greift ins Wasser frisch hinein.
- Der Knabe, der tät gleich also,
- Und scherzt mit ihr und lacht so froh.
- »Ach, schöne Frau Done, geb sie mir
- Für meinen Schatz eine hübsche Zier!«
- Sie zog heraus ein schönes Schwert,
- Der Knab hätt lang so eins begehrt.
- Der Knab, was hält er in der Hand?
- Milchweiß ein köstlich Perlenband.
- Er legt’s ihr um ihr schwarzes Haar,
- Sie sah wie eine Fürstin gar.
- »Ach, schöne Frau Done, geb‘ sie mir
- Für meinen Schatz eine hübsche Zier!«
- Sie langt hinein zum andernmal,
- Faßt einen Helm von lichtem Stahl.
- Der Knab vor Freud entsetzt sich schier,
- Fischt ihr einen goldnen Kamm dafür.
- Zum dritten sie ins Wasser griff:
- Ach weh! da fällt sie aus dem Schiff.
- Er springt ihr nach, er faßt sie keck,
- Frau Done reißt sie beide weg:
- Frau Done hat ihr Schmuck gereut,
- Das büßt der Jüngling und die Maid.
- Das Schifflein leer hinunterwallt;
- Die Sonne sinkt hinter die Berge bald.
- Und als der Mond am Himmel stand,
- Die Liebchen schwimmen tot ans Land,
- Er hüben und sie drüben.
Zwei Liebchen
… eine Ballade von Eduard MörikeZwei Liebchen von Eduard Mörike wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/moerike/zwei-liebchen/
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