- Schon wieder hundert Jahre!
- Ich darf aus meiner Gruft
- Heraus die Blicke senden
- Und schöpfen frische Luft.
- Die Luft so frisch wie immer,
- Das Meer noch dunkelblau,
- Die alten weißen Dünen,
- Die junge grüne Au‘!
- Du, Mensch, nur immer kleiner,
- Und größer stets dein Haus,
- Die Gräber immer enger –
- Wo denkst du, Mensch, hinaus?
- Die erste Ruhestätte
- Für eine Spanne Zeit,
- Die bauest auf der Höhe
- So prächtig und so weit.
- Und läßt dein Grab dir graben
- So eng‘, so kurz, so schmal,
- Dort zwischen dumpfen Mauern,
- Im tief versteckten Thal.
- Dort mußt du lange wohnen,
- Dort ist dein rechtes Haus,
- Und darfst aus dem nicht gehen
- Auf Berg und Strand hinaus.
- Schau‘ ich aus meinem Grabe,
- Ich schaue weit umher
- Den hohen blauen Himmel,
- Die Küsten und das Meer.
- Das Meer, das ich durchschwommen
- Mit meinem starken Arm,
- Den Strand, wo ich gestanden
- In meiner Feinde Schwarm
- Du guckst aus deiner Grube.
- In Wust und Graus hinein,
- In schwarze Föhrenschatten,
- Auf deinen Leichenstein.
Das Hünengrab
… eine Ballade von Wilhelm MüllerDas Hünengrab von Wilhelm Müller wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/mueller/das-huenengrab/
Quelle: https://balladen.net/mueller/das-huenengrab/