- Im Himmel droben, in einer Ecken,
- Wo die alten Soldaten die Beine strecken,
- Weit weg von Heiligen und Propheten,
- Von Märtyrern und von Anachoreten
- Sitzen an eines Kamines Flammen,
- Die seligen alten Landsknecht beisammen.
- Manchmal greift einer nach der Tasche,
- Sucht nach den Knöcheln, sucht nach der Flasche, –
- Aber im Himmel gibts nichts dergleichen!
- Höchstens, daß mal ein Englein kommt,
- Ihnen ein Schälchen Tau zu reichen,
- Das den seligen Seelen frommt.
- Und wenn gar einer mal fluchen will:
- »Potz Tod und Teufel und Frundsberger Drill!«,
- Gehts ihm nicht aus dem Maul heraus,
- Wird gleich ein Halleluja draus!
- So daß der Reuter, vom Wunder benommen,
- Gar ein einfältiges Lächeln bekommen,
- Den Knebelbart zur Seite drückt
- Und ein weniges auf die Seite rückt.
- Sind ja selig und freuen sich ja –
- Sind ihrer aber zu wenige da!
- Alle Kameraden und Kumpane,
- Hauptleute, Obristen und Feldkaplane,
- Alle Brüder vom Schwert sitzen drunten zusammen
- Und brennen in den höllischen Flammen.
- Aber manchmal in ihren Ohren es klingt,
- Und mit leisem Gebrumm geht ein Summen um,
- Wie vom Schlägel, der über das Kalbfell springt:
- »Terum tum tum, terum tum tum…«
- Da laufen sie alle zur Himmelstür,
- Lauschen alle ganz verzückt herfür
- Herunter zur Erde und ihren Tönen.
- Da donnern die Trommeln und schüttern und dröhnen,
- Da rasseln die Trommeln, die fellbespannten,
- Da blasen die welschen Kriegsmusikanten,
- Da wandern die Freunde mit Karren und Kind,
- Da flackern die großen Fahnen im Wind,
- Da brennen die Dörfer, – der Rauch bricht vor
- Über Wolken und Winde zum Himmelstor.
- Und die alten Landsknechte atmen beklommen
- Den Rauch, der von sündiger Erde gekommen,
- Sie lauschen und spähn, ihnen zittern die Hände,
- Wie sich das Glück der Feldschlacht wende.
- Da kommt Sankt Peter und treibt sie zurück.
- Noch ein letzter wehmütiger Blick, –
- An des himmlischen Kamines Flammen
- Sitzen wieder die alten Landsknecht beisammen,
- Sagt keiner ein Wort, denn mit leisem Gebrumm
- Noch immer das Lied ihres Lebens klingt,
- Und ein Summen geht um,
- Wie vom Schlägel, der über das Kalbfell springt:
- »Terum tum tum, terum tum tum …«
Alte Landsknechte
… eine Ballade von Börries von MünchhausenAlte Landsknechte von Börries von Münchhausen wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/muenchhausen/alte-landsknechte/
Quelle: https://balladen.net/muenchhausen/alte-landsknechte/