- Vor der Strenge seines Vaters, vor dem allgewaltigen Zar,
- Floh von Moskau weg Alexis, der aus zarterm Stoffe war:
- Gern vergönnt der milde Kaiser, den er anzuflehn beschloß,
- Ein Asyl dem armen Flüchtling auf Neapels Felsenschloß.
- Auf der Burg Sankt Elmo hielt sich nun des Zaren Sohn versteckt;
- Doch die Späher seines Vaters hatten dort ihn bald entdeckt.
- Als zurück ihn diese schleppten nach dem eisumstarrten Pol,
- Richtet er an seine Freistatt ein beklommnes Lebewohl:
- Lebe wohl, o Eden, dessen Reize doppelt ich gefühlt
- Wo die Woge purpurfarbig um die felsigen Gärten spült!
- Gern um deine Zauber hätt ich eingetauscht das größte Reich;
- Doch es ist dem Feuerberg dort meines Vaters Busen Gleich!
- Hab ich doch nach seiner Krone nie gestrebt, und was ich bin,
- War bereit ich abzutreten an den Sohn der Buhlerin!
- Bloß des Klosters Zwang vermeiden wollt ich, als ich ihm entfloh:
- Fern von ihm und fern von Ehrsucht war ich hier im Stillen froh!
- Stets vor seinem Geiste hat sich meine Seele tief gebückt:
- Nicht den Zepter ihm beneidet hab ich, ach, ich war beglückt!
- Nicht beneidet ihm die Waffen, die von Sieg zu Sieg er schwang,
- Seine Tugend nicht beneidet, denn sie geht den Henkersgang!
- Nicht die Krone bloß, das Leben soll ich weihn ihm als Tribut,
- Ja, und wiederkehren soll ich, weil er lechzt nach meinem Blut!
- Vor der Allgewalt des Willens geht zugrunde jedes Recht:
- Bin ich selbst doch ein Romanow, und ich kenne mein Geschlecht.
- Wollte mich der Vater schonen, gäbe doch mir keine Frist
- Menzikoff und dessen Kebsweib, welches nun die Zarin ist!
- Doch die Rache folgt vielleicht mir in des Grabs ersehnten Schoß,
- Und dem Paar, das mich verfolgte, wird ein unglückselig Los!
- Gerne für den Vater stürb ich, wär’s der Welt und ihm zum Heil;
- Doch ich fürchte, seine Krone wird den Schlechtern einst zuteil!
- Mög er kinderlos verwelken! Seine Herrschaft, ihm zum Hohn,
- Möge jene Bauerndirne teilen mit dem Bäckersohn!
Alexius
… eine Ballade von August von PlatenAlexius von August von Platen wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/platen/alexius/
Quelle: https://balladen.net/platen/alexius/