- Mutig stand an Persiens Grenzen Roms erprobtes Heer im Feld,
- Carus saß in seinem Zelte, der den Purpur trug, ein Held.
- Persiens Abgesandte beugten sich vor Roms erneuter Macht,
- Flehn um Frieden an den Kaiser; doch der Kaiser wählt die Schlacht.
- Kampfbegierig sind die Scharen, die er fern und nah beschied,
- Durch das Heer, aus tausend Kehlen, ging das hohe Siegeslied:
- Weh den Persern, Römer kommen, Römer ziehn im Flug heran,
- Rächen ihren Imperator, rächen dich, Valerian!
- Durch Verrat und Mißgeschick nur trugst du ein barbarisch Joch;
- Aber, starbst du auch im Kerker, deine Rächer leben noch!
- Wenn zu Pferd stieg Artaxerxes, ungezähmten Stolz im Blick,
- Setzte seinen Fuß der König auf Valerians Genick.
- Ach, und Rom in seiner Schande, das vordem die Welt gewann,
- Flehte zum Olymp um einen, flehte nur um Einen Mann!
- Aber Männer sind erstanden, Männer führen uns zur Schlacht:
- Scipio, Marius und Pompejus sind aus ihrem Grab erwacht!
- Unser Kaiser Aurelianus hat die Goten übermannt,
- Welche deinen Wundertempel, Ephesus, zu Staub verbrannt.
- Unser Kaiser Aurelianus hat die stolze Frau besiegt,
- Welche nun im stillen Tibur ihre Schmach in Träume wiegt.
- Probus führte seine Mauer durch des Nordens halbe Welt,
- Neun Germanenfürsten knieten vor dem römischen Kaiserzelt.
- Carus, unser Imperator, sühnt nun auch die letzte Schmach,
- Geht mit Heldenschritt voran uns, Heldenschritte folgen nach.
- So der Weihgesang. Und siehe, plötzlich steigt Gewölk empor,
- Finsternis bedeckt den Himmel, wie ein schwarzer Trauerflor.
- Regen stürzt in wilden Güssen, grausenhafter Donner brüllt,
- Keiner mehr erkennt den Andern, Alles ist in Nacht verhüllt.
- Plötzlich zuckt ein Blitz vom Himmel. Viele stürzen bang herbei,
- Denn im Zelt des Imperators hört man einen lauten Schrei.
- Carus ist erschlagen! Jeder tut auf Kampf und Wehr Verzicht,
- Und es folgt des Heers Verzweiflung auf die schöne Zuversicht.
- Alle fliehn, das Lager feiert, wie ein unbewohntes Haus,
- Und der Schmerz der Legionen bricht in laute Klagen aus:
- Götter haben uns gerichtet, Untergang ist unser Teil;
- Denn des Kapitols Gebieter sandte seinen Donnerkeil!
- Untergang und Schande wälzen ihren uferlosen Strom:
- Stirb und neige dich, o neige dich zu Grabe, hohes Rom!
Der Tod des Carus
… eine Ballade von August von PlatenDer Tod des Carus von August von Platen wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/platen/der-tod-des-carus/
Quelle: https://balladen.net/platen/der-tod-des-carus/