- Der König sitzt auf seinem Throne bang,
- Er winkt, den Sohn des Isai zu rufen:
- »Komm, Knabe, komm mit deinem Harfenklang!«
- Und jener läßt sich nieder auf die Stufen.
- »Der Herr ist groß!« beginnt er feierlich,
- »Geschöpfe spiegeln ihres Schöpfers Wonne;
- Der Morgen graut, die Wolken teilen sich,
- Und wandelnd singt ihr hohes Lied die Sonne.
- Die schwere Krone löse dir vom Haupt
- Und tret hinaus in reine Gotteslüfte!
- Die Lilie prangt, der Busch ist neu belaubt,
- Die Reben blühen und verschwenden Düfte.
- Zwar bin ich nur ein schlichter Hirtensohn,
- Doch fühl ich bis zum Himmel mich erhoben;
- Was mußt du fühlen, König, auf dem Thron,
- Wie muß dein Herz den Gott der Väter loben!
- Doch deine Wimper neigst du tränenschwer,
- Daß sie des Auges schönen Glanz verhehle –
- Wie groß ist Jehova! o blick umher!
- Und welche Ruhe füllt die ganze Seele!
- So laß dein Herz an Gott, so laß dein Ohr
- An meiner Töne Harmonie sich laben!«
- Allein der König springt in Wut empor
- Und wirft den Spieß nach dem erschrocknen Knaben.
Saul und David
… eine Ballade von August von PlatenSaul und David von August von Platen wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/platen/saul-und-david/
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