- Raublustig und schreckenverbreitend und arm
- Geleitet Abdalla den Araberschwarm
- Gen Afrika zu,
- Vor Tripoli stehn die Beherzten im Nu.
- Doch ehe sie stürmen um Mauer und Tor,
- Erscheint mit dem Heere der hohe Gregor,
- Statthalter im Glanz
- Erfochtener Siege, geschickt von Byzanz.
- Und während er drängt die fanatische Schar,
- Ritt ihm an der Seite mit goldenem Haar,
- Den Speer in der Hand,
- Die liebliche Tochter im Panzergewand.
- Sie hatte gewählt sich ein männliches Teil,
- Sie schwenkte die Lanze, sie schoß mit dem Pfeil,
- Im Schlachtengetön
- Wie Pallas und doch wie Cythere so schön.
- Der Vater erhub sich, und blickend umher
- Befeuerte mächtig die Seinigen er:
- Nicht länger gespielt,
- Ihr Männer, und stets nach Abdalla gezielt!
- Und wer mir das Haupt des Erschlagenen beut,
- Dem geb ich die schöne Maria noch heut,
- Ein köstlicher Sold,
- Mit ihr unermeßliche Schätze von Gold!
- Da warfen die Christen verdoppelten Schaft,
- Den Gläubigen Mekkas erlahmte die Kraft,
- Abdalla begab
- Ins Zelt sich und mied ein bereitetes Grab.
- Doch stritt in dem Heere, von Eifer entfacht,
- Zobir, ein gewaltiger Blitz in der Schlacht;
- Fort jagt er im Zorn,
- Ihm triefte der klirrende, blutige Sporn.
- Er eilt zum Gebieter und spricht: Du versäumst
- Abdalla, die Schlacht, wie ein Knabe? Du träumst
- Im weichen Gezelt?
- Und sollst dem Kalifen erobern die Welt?
- Was, uns zu entnerven, ersonnen der Christ,
- Ihn mög es verderben mit ähnlicher List!
- Das Gleiche sogleich
- Versprich es und stelle dich eben so reich!
- Den Deinen verkündige folgendes Wort:
- Wer immer dem feindlichen Führer sofort
- Den Schädel zerhaut,
- Der nehme die schöne Maria zur Braut!
- Dies kündet Abdalla mit frischerem Sinn,
- Die Seinen ermutiget hoher Gewinn;
- Zobir dringt vor,
- Sein kreisender Säbel erlegt den Gregor.
- Schon birgt in die Stadt sich die christliche Schmach,
- Schon folgen die Sieger und stürzen sich nach,
- Schon weht von den vier
- Kastellen herab des Propheten Panier.
- Lang trotzte Maria dem feindlichen Troß,
- Bis endlich ein Haufe sie völlig umschloß:
- Von Vielen vereint
- Wird vor den Zobir sie geführt und sie weint.
- Und Einer beginnt im versammelten Kreis:
- Wir bringen den süßen, den lieblichen Preis,
- Den höchsten, um den
- Mit uns du gekämpft und gesiegt, Sarazen!
- Doch Jener versetzt in verächtlichem Scherz:
- Wer wagt zu verführen ein männliches Herz?
- Wer legt mir ein Netz?
- Ich kämpfte für Gott und das hohe Gesetz!
- Nicht buhl ich um christliche Frauen mit euch:
- Dich aber entlaß ich, o Mädchen, entfleuch!
- Was willst du von mir?
- Beweine den Vater und hasse Zobir!
Zobir
… eine Ballade von August von PlatenZobir von August von Platen wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/platen/zobir/
Quelle: https://balladen.net/platen/zobir/