- Auf einem Berg ein Posthaus steht, das keinem andern gleicht,
- Das nie ein Wandrer hat geschaut und nie ein Brief erreicht.
- Die Riesensäle gähnen leer, kein Wort, kein Ruf erschallt.
- Statt Menschengeist und Menschenhand wirkt eiserne Gewalt.
- Von selber läuft das Räderwerk und eilt der Pendel Takt.
- An allen Enden schafft es leis, prickelt und pocht und knackt.
- Beständig summt der Telegraph und saust Depeschenflug.
- Im Hofe vor dem Fenster fährt ein Doppelschienenzug.
- Die einen Wagen fahren her, die andern fahren hin,
- Viel tausend Seelen sitzen stumm und totenbleich darin.
- Nur einmal, wenn auf Mitternacht der Wanduhrzeiger steht,
- Juckt durch die Wand ein Glockenspiel, ein Hahn springt vor und kräht.
- Die heiligen Apostel zwölf marschieren langsam auf.
- Ein Herold hebt den Botenstab und eine Thür geht auf.
- Jetzt öffnet er den Stentormund und stampft mit Stab und Fuß:
- »Erhebet Euch, der Meister kommt, entbietet ihm den Gruß.«
- Da braust ein Aufruhr durch das Haus und hast’ger Stimmenhall,
- Urplötzlich stockt das Räderwerk und die Maschinen all:
- Im Hofe stemmt den Eisenfuß die Doppelschienenbahn,
- Alles pausiert erwartungsvoll und hält den Atem an.
- Durch schwarzes Schweigen tönen laut elf Glockenschläge nur –
- Doch wenn den zwölften Glockenschlag gethan die Wunderuhr,
- Da kichert’s in der Gegenwand und lacht wie Teufelshohn,
- Ein Klingelruf, ein Judasschrei schrillt aus dem Telephon:
- »Den Meister heischet ihr umsonst, der Meister der ist krank.«
- Der Herold senkt den Botenstab und knarrend in den Schrank
- Verschwinden Hahn und Glockenspiel, die Wand verschlingt das Thor,
- Der Seelenzug hebt wieder an die Fahrt. Und wie zuvor
- Geht bei geschäft’gem Rädertakt und Telegraphensang
- Die wundersame Weltenpost den geisterhaften Gang.
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