- Als Magdalena kam zur Gruft,
- fand sie die Stelle leer.
- Ein fremder Jüngling war und sprach:
- „Du findest ihn nicht mehr.“
- Sie hatte keine Träne, nur
- die Arme sanken ihr.
- „Drei Tag, drei lange Nächte lang,
- wie klagte ich nach dir.
- Da ich dir einst die Füße wusch
- mit meiner Tränen Quell,
- drang wie ein Schwert dein Zauberblick
- in meine wirre Seel.
- Wie hab ich meinen Schoß verflucht
- und meine Brüste braun,
- da ich am Weg stand, hundertmal,
- dir brennend nachzuschaun.
- Wie hat dein mildes Manneswort
- mir bitter wehgetan:
- „Wer ohne Sünde ist..“ Mir war,
- ich müßte sterben dran.
- Nun bist du fort, ich werde nie,
- nie wieder fröhlich sein.
- Was rein an mir war, ganz zutiefst
- mein tiefstes Herz war dein.“
- Da ging die Sonne strahlend auf
- über Jerusalem.
- Und mitten inne stand der Herr
- im goldnen Diadem —
- Sie hatte keine Träne, nur
- die Augen schwanden ihr.
- Und eine Stimme war und sprach,
- ganz nah: „Ich bin bei dir.“
Auferstehung
… eine Ballade von Josef WeinheberAuferstehung von Josef Weinheber wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/weinheber/auferstehung/
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