- Als das Mädchen die Schüssel fallen ließ, blieben alle
- Gäste anfangs stumm,
- Nur die Hausfrau sagte etwas und drehte sich nicht um.
- Das Mädchen aber stand regungslos, wie in unnatürlichen
- Schlaf gesenkt,
- Krampfhaft die Arme zu einer rettenden Geste verrenkt.
- Dem verlegenen Mitleid der Gäste hatte sich scheues
- Erstaunen zugesellt,
- Denn sie sahen plötzlich Eine mitten in ein Schicksal
- gestellt.
- Kamen schon die Stubenmädchen mit Tüchern und Besen,
- der Diener und selbst der Herr vom Haus.
- Sie aber ging ganz wunderschön von Kindheit und
- Heimweh hinaus.
- In der Küche setzte sie sich auf die Kohlenkiste,
- legte die Hände in den Schoß,
- Und weinte vielfach, in allen Lagen, nach aller Kunst,
- voll Genuß, laut und grenzenlos.
- Als man dann spät und geräuschvoll Abschied nahm,
- War sie es, die wie aus Ehrfurcht das reichste Trinkgeld
- bekam.
Das Malheur
… eine Ballade von Franz WerfelDas Malheur von Franz Werfel wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/werfel/das-malheur/
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