Die Schatzgräber

eine Ballade von Gottfried August Bürger
  1. Ein Winzer, der am Tode lag,
  2. Rief seine Kinder an und sprach:
  3. »In unserem Weinberg liegt ein Schatz.
  4. Grabt nur danach!« – »An welchem Platz?«
  5. Schrie alles laut den Vater an.
  6. »Grabt nur!«… Oh weh, da starb der Mann.
  7. Kaum war der Vater dann im Grab,
  8. So grub man, daß den Schatz man hab.
  9. Mit Hacke, Schüpp und Spaten ward
  10. Der Weinberg um und um gescharrt.
  11. Kein Klumpen, der ruhig blieb.
  12. Man warf die Erde gar durchs Sieb
  13. Und zog mit Harken kreuz und quer
  14. Nach jedem Steinchen hin und her.
  15. Allein, man keinen Schatz aufgespürt,
  16. Und jeder hielt sich angeführt.
  17. Doch kaum erschien das nächste Jahr,
  18. So nahm man mit Erstaunen wahr,
  19. Daß jede Rebe dreifach trug.
  20. Da wurden erst die Söhne klug
  21. Und gruben nun jahrein, jahraus
  22. Vom ‚Schatze‘ immer mehr heraus.
Die Schatzgräber von Gottfried August Bürger wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.

Quelle: https://balladen.net/buerger/die-schatzgraeber/