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- Der erste Hohenstaufe, der König Konrad, lag
- Mit Heeresmacht vor Weinsberg seit manchem langen Tag.
- Der Welfe war geschlagen, noch wehrte sich das Nest,
- Die unverzagten Städter, die hielten es noch fest.
- Der Hunger kam, der Hunger! Das ist ein scharfer Dorn.
- Nun suchten sie die Gnade, nun fanden sie den Zorn:
- „Ihr habt mir hier erschlagen gar manchen Degen wert,
- Und öffnet ihr die Tore, so trifft euch doch das Schwert!“
- Da sind die Weiber kommen: „Und muss es also sein,
- Gewährt uns freien Abzug, wir sind vom Blute rein!“
- Da hat sich vor den Armen des Helden Zorn gekühlt.
- Da hat ein sanft Erbarmen im Herzen er gefühlt.
- „Die Weiber mögen abziehn, und jede habe frei,
- Was sie vermag zu tragen und ihr das Liebste sei;
- Lasst ziehn mit ihrer Bürde sie ungehindert fort!
- Das ist des Königs Meinung, das ist des Königs Wort.“
- Und als der frühe Morgen im Osten kaum gegraut,
- Da hat ein seltnes Schauspiel vom Lager man geschaut;
- Es öffnet leise, leise sich das bedrängte Tor,
- Es schwankt ein Zug von Weibern mit schwerem Schritt hervor.
- Tief beugt die Last sie nieder, die auf dem Nacken ruht,
- Sie tragen ihre Eh’herrn, das ist ihr liebstes Gut.
- „Halt an die argen Weiber!“ ruft drohend mancher Wicht;
- Der Kanzler spricht bedeutsam: „Das war die Meinung nicht!“
- Da hat, wie er’s vernommen, der fromme Herr gelacht:
- „Und war es nicht die Meinung, sie haben’s gut gemacht!
- Gesprochen ist gesprochen, das Königswort besteht,
- Und zwar von keinem Kanzler zerdeutelt und zerdreht.“