Die drei Raben

eine Ballade von Theodor Fontane
  1.      Drei Raben saßen auf einem Baum,
  2. Drei schwärzere Raben gab es kaum.
  3.      Der eine sprach zu den andern zwei’n:
  4. „Wo nehmen wir unser Frühmahl ein?“
  5.      Die andern sprachen: „„Dort unten im Feld
  6. Unterm Schilde liegt ein erschlagener Held.
  7.      Zu seinen Füßen liegt sein Hund
  8. Und hält die Wache seit mancher Stund.
  9.      Und seine Falken umkreisen ihn scharf,
  10. Kein Vogel, der sich ihm nahen darf.““
  11.      Sie sprachen’s. Da kam eine Hinde daher,
  12. Unterm Herzen trug sie ein Junges schwer.
  13.      Sie hob des Toten Haupt in die Höh,
  14. Und küßte die Wunden, ihr war so weh.
  15.      Sie lud auf ihren Rücken ihn bald
  16. Und trug ihn hinab zwischen See und Wald.
  17.      Sie begrub ihn da vor Morgenroth,
  18. Vor Abend war sie selber todt.
  19.      Gott sende jedem Ritter zumal,
  20. Solche Falken und Hunde und solches Gemahl.

Hintergrund

Die drei Raben ist eine Ballade von Theodor Fontane. Fontane übersetzte hier das englische Volkslied The Three Ravens, das erstmalig in einer Sammlung von 1611 auftaucht, aber vermutlich um ein Vielfaches älter ist.

Im Werk sind die drei Aasfresser nicht erfolgreich, da der erschlagene Rittersmann von seinem Hund und Falken bewacht wird und letzten Endes sogar beerdigt wird, weshalb sie sich nicht an ihm laben können.

Es gibt allerdings eine schottische Variante des englischen Liedes, das zynischer und grausamer ist und die Raben gewähren lässt. Auch diesen Text verarbeitete Fontane - und zwar in der Ballade Die zwei Raben.
Die drei Raben von Theodor Fontane wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.

Quelle: https://balladen.net/fontane/die-drei-raben/