Unter einem Video, das ich veröffentlicht habe, schrieb ein Zuschauer, dass der Erlkönig kein Gedicht, sondern eine Ballade sei. Und das ist einerseits richtig und andererseits grundlegend falsch. Doch warum?
Ein Gedicht ist ein sprachliches Kunstwerk, das in der Regel schriftlich und in Strophen- und Versform vorliegt. Da dies auf die Ballade zutrifft, ist jede Ballade ein Gedicht, aber nicht jedes Gedicht eine Ballade.
Die Ballade ist somit ein mehrstrophiges – meist erzählendes – Gedicht, das von Versen und Strophen geprägt ist und mitunter Reime und auch manchmal ein festes Versmaß hat. Allerdings ist nirgends vorgegeben, welche oder wie viele lyrische Anteile eine Ballade haben muss.
Typisch für die Ballade ist aber, dass sie Merkmale der Lyrik, Epik und Dramatik verbindet, weshalb sie eine Mischform der drei Hauptgattungen darstellt. Aus diesem Grund wurde sie von Johann Wolfgang von Goethe auch als das Ur-Ei der Dichtung bezeichnet.
Die Gewichtung der lyrischen, epischen und dramatischen Anteile ist in den meisten Balladen aber sehr unterschiedlich. In den bekannten Balladen, die die meisten aus ihrer Schulzeit kennen, ist es zwar oft einfach, alle Merkmale zu erkennen, aber vermutlich sind diese Balladen genau aus diesem Grund Teil des Unterrichts ツ