- Apoll, der gern nach Mädchen schielte,
- Wie Dichter thun,
- Sah einst im Thal, wo Zephyr spielte,
- Die Daphne ruhn.
- Er nahte sich mit Stutzertritten;
- Kein Reh flieht so,
- Als Daphne, die mit Zephyrschritten
- Dem Gott entfloh.
- Sie flog voran, Apollo keuchte
- Ihr hitzig nach,
- Bis er das arme Ding erreichte,
- Am Silberbach.
- Da rief sie, rettet mich, ihr Götter!
- Die Thörin die!
- Zeus winkte – starre Lorbeerblätter
- Umflogen sie.
- Ihr Füßgen, sonst so niedlich, pflanzte
- Sich plötzlich fest
- Tief in der Erde. Gaukelnd tanzte
- Um sie der West.
- Apollo klagte ganze Stunden
- Am Lorbeerbaum,
- Hielt ihn mit festen Arm umwunden,
- Stand, als im Traum.
- Er lehnte seine feuchten Wangen
- Ans grüne Holz,
- Jüngst eine Nymphe, sein Verlangen,
- Der Nymphen Stolz.
- Er girrte noch ein Weilchen, pflückte
- Nun jenen Kranz,
- Der seine blonde Scheitel schmückte,
- Bey Spiel und Tanz.
- Du arme Daphne! Tausend pflücken
- Nun Kränze sich,
- Von deinen Haaren, sich zu schmücken,
- Du dauerst mich!
- Die Krieger und die Dichter hausen
- In deinem Haar,
- Wie Stürme, die den Wald durchbrausen;
- Die Köche gar.
- Ja, ja, die braunen Köche ziehen
- Dir Locken aus,
- Zum lieblichen Gewürz der Brühen,
- Beym fetten Schmaus.
- Laßt euch dies Beyspiel, Mädchen! rühren,
- Das Warnung spricht,
- Und flieht, so lang euch Reize zieren,
- Den Jüngling nicht.
Apoll und Daphne
… eine Ballade von Ludwig Heinrich Christoph HöltyApoll und Daphne von Ludwig Heinrich Christoph Hölty wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/hoelty/apoll-und-daphne/
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