von einem Ritter, der sich in ein Mädchen verliebt,
und wie sich der Ritter umbrachte
- Ein Mann mit einem Ordensband,
- Der Ritter Hardiknut,
- Verließ die Stadt, und kam aufs Land,
- Wie oft der Städter tut.
- Von Geigern und Kastraten fern,
- Und vom Redoutentanz,
- Vertauscht‘ er seinen Ordensstern
- Mit einem Schäferkranz.
- Der Schoß der Au, der Wiesenklee
- Verlieh ihm süßre Rast,
- Als Himmelbett und Kanapee
- Im fürstlichen Palast.
- Er irrte täglich durch den Hain,
- Mit einer Brust voll Ruh,
- Und sah, im Blumenmond, dem Reihn
- Der Schäferinnen zu.
- Stracks war sein Herz, als er im Mai
- Hier Röschen sah, dahin,
- Er liebte bis zur Raserei
- Die holde Schäferin.
- Sie wurden drauf gar bald vertraut.
- Was Wunder doch! Er war
- Ein Mann von Welt, und wohlgebaut,
- Und Röschen achtzehn Jahr.
- Sie gab, durch manchen Tränenguß
- Erweichet, ihm Gehör.
- Zuerst bekam er einen Kuß,
- Zuletzt noch etwas mehr.
- Itzt wurde, nach des Höflings Brauch,
- Sein Busen plötzlich lau.
- Er saß nicht mehr, am Schlehenstrauch,
- Mit Röschen auf der Au.
- Des Dorfes, und des Mädchens satt,
- Warf er sich auf sein Roß,
- Flog aus dem Dorf, kam in die Stadt,
- Und wieder in sein Schloß.
- Hier taumelt‘ er von Ball zu Ball,
- Vergaß der Rasenbank,
- Wo, beim Getön der Nachtigall,
- Sein Mädchen ihn umschlang.
- Sein Röschen, das auf Wiesengrün
- Mit ihren Schafen saß,
- Sah Mann und Roß vorüberfliehn,
- Indes sie Blumen las.
- Mein Hardiknut, mein Hardiknut!
- Er sah und hörte nicht!
- Und drückte sich den Reisehut
- Noch tiefer ins Gesicht.
- Ach Jesus! ruft sie, Jesus, ach!
- Vom Schrecken übermannt,
- Starrt sie dem falschen Buben nach,
- Bis Mann und Roß verschwand.
- Und schluchzt, und wirft sich in das Gras,
- Verflucht, ihr Falschen, euch,
- Weint ihren schönen Busen naß,
- Weint ihre Wangen bleich.
- Kein Tanz, kein Spiel behagt ihr mehr,
- Kein Abendrot, kein West,
- Das Dörfchen dünkt ihr freudenleer,
- Die Flur ein Vipernnest.
- Ein melancholisch Heimchen zirpt
- Vor ihrer Kammertür,
- Und weissagt ihren Tod. – Sie stirbt,
- Beklaget sie mit mir!
- Die dumpfe Totenglocke schallt,
- Drauf in das Dorf. Man bringt
- Den Sarg daher. Der Küster wallt
- Der Bahre vor, und singt.
- Der Pfarrer hält ihr den Sermon,
- Und wünscht dem Schatten Ruh,
- Der diesem Jammertal entflohn,
- Und klagt und weint dazu.
- Man pflanzt ein Kreuz, mit Flittergold
- Bekränzet, auf ihr Grab,
- Und manche Herzensträne rollt
- Von jeder Wang herab.
- Es wurde Nacht. Ein düstrer Flor
- Bedeckte Tal und Höhn,
- Auch kam der liebe Mond hervor,
- Und leuchtete so schön.
- Vernehmt nun, wie’s dem Ritter ging!
- Er lag auf Eiderpflaum,
- Um welchen roter Atlas hing,
- Und hatte manchen Traum.
- Er zittert auf. Mit blauen Licht
- Wird sein Gemach erfüllt,
- Ein Mädchen tritt ihm vors Gesicht,
- Ins Leichentuch verhüllt.
- Ach, Röschen ist’s, das arme Kind,
- Das Hardiknut berückt!
- Die Rosen ihrer Wangen sind
- Vom Tode weggepflückt.
- Sie legt die eine kalte Hand
- Dem Ritter auf das Kinn,
- Und hält ihr weißes Grabgewand
- Ihm mit der andern hin.
- Blickt drauf den ehrvergeßnen Mann,
- Den Schauer überschleicht,
- Dreimal mit hohlen Augen an,
- Und wimmert, und entweicht.
- Sie kam drauf, jede Mitternacht,
- Sobald es zwölfe schlug,
- Vermummt in die Gespenstertracht,
- Ins weiße Leichentuch.
- Der Ritter fiel, in kurzer Zeit,
- Drob in Melancholei,
- Und ward, verzehrt von Traurigkeit,
- Des Todes Konterfei.
- Mit einem Dolch bewaffnet, floh
- Er aus der Stadt, und lief
- Zum Gottesacker hin, allwo
- Das arme Röschen schlief.
- Sein Grab ragt an der Kirchhofmaur,
- Der Landmann, der es sieht,
- Wenn’s Abend wird, fühlt kalten Schaur,
- Und schlägt ein Kreuz, und flieht.
- Auch pflegt er, bis die Hahnen krähn,
- Den Mordstahl in der Brust,
- Mit glühenden Augen, umzugehn,
- Wie männiglich bewußt.