- Droben auf dem schroffen Steine
- Raucht in Trümmern Autafort,
- Und der Burgherr steht gefesselt
- Vor des Königs Zelte dort:
- „Kamst du, der mit Schwert und Liedern
- Aufruhr trug von Ort zu Ort,
- Der die Kinder aufgewiegelt
- Gegen ihres Vaters Wort?
- Steht vor mir, der sich gerühmet
- In vermeßner Prahlerei:
- Daß ihm nie mehr als die Hälfte
- Seines Geistes nötig sei?
- Nun der halbe dich nicht rettet,
- Ruf den ganzen doch herbei,
- Daß er neu dein Schloß dir baue,
- Deine Ketten brech entzwei!“
- „Wie du sagst, mein Herr und König!
- Steht vor dir Bertran de Born,
- Der mit einem Lied entflammte
- Perigord und Ventadorn,
- Der dem mächtigen Gebieter
- Stets im Auge war ein Dorn,
- Dem zuliebe Königskinder
- Trugen ihres Vaters Zorn.
- Deine Tochter saß im Saale,
- Festlich, eines Herzogs Braut,
- Und da sang vor ihr mein Bote,
- Dem ein Lied ich anvertraut,
- Sang, was einst ihr Stolz gewesen,
- Ihres Dichters Sehnsuchtlaut,
- Bis ihr leuchtend Brautgeschmeide
- Ganz von Tränen war betaut.
- Aus des Ölbaums Schlummerschatten
- Fuhr Dein bester Sohn empor,
- Als mit zorngen Schlachtgesängen
- Ich bestürmen ließ sein Ohr.
- Schnell war ihm das Roß gegürtet,
- Und ich trug das Banner vor,
- Jenem Todespfeil entgegen,
- Der ihn traf vor Montforts Tor.
- Blutend lag er mir im Arme;
- Nicht der scharfe, kalte Stahl –
- Daß er sterb in deinem Fluche,
- Das war seines Sterbens Qual.
- Strecken wollt er dir die Rechte
- Über Meer, Gebirg und Tal,
- Als er deine nicht erreichet,
- Drückt er meine noch einmal.
- Da, wie Autafort dort oben,
- Ward gebrochen meine Kraft;
- Nicht die ganze, nicht die halbe
- Blieb mir, Saite nicht, noch Schaft.
- Leicht hast du den Arm gebunden,
- Seit der Geist mir liegt in Haft;
- Nur zu einem Trauerliede
- Hat er sich noch aufgerafft.“
- Und der König senkt die Stirne:
- „Meinen Sohn hast du verführt,
- Hast der Tochter Herz verzaubert,
- Hast auch meines nun gerührt.
- Nimm die Hand, du Freund des Toten!
- Die, verzeihend, ihm gebührt.
- Weg die Fesseln! Deines Geistes
- Hab ich einen Hauch verspürt.“
Bertran de Born
… eine Ballade von Ludwig UhlandBertran de Born von Ludwig Uhland wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/uhland/bertran-de-born/
Quelle: https://balladen.net/uhland/bertran-de-born/