- Zu Speier im Saale, da hebt sich ein Klingen,
- Mit Fackeln und Kerzen ein Tanzen und Springen.
- Graf Eberstein
- Führet den Reihn
- Mit des Kaisers holdseligem Töchterlein.
- Und als er sie schwingt nun im luftigen Reigen,
- Da flüstert sie leise, sie kann’s nicht verschweigen:
- „Graf Eberstein,
- Hüte dich fein!
- Heut Nacht wird dein Schlößlein gefährdet seyn.“
- Ei! denket der Graf, Euer kaiserlich’ Gnaden,
- So habt Ihr mich darum zum Tanze geladen!
- Er sucht sein Roß,
- Läßt seinen Troß
- Und jagt nach seinem gefährdeten Schloß.
- Um Ebersteins Veste da wimmelt’s von Streitern,
- Sie schleichen im Nebel mit Hacken und Leitern.
- Graf Eberstein
- Grüßet sie fein,
- Er wirft sie vom Wall in die Gräben hinein.
- Als nun der Herr Kaiser am Morgen gekommen,
- Da meint er, es seye die Burg schon genommen.
- Doch auf dem Wall
- Tanzen mit Schall
- Der Graf und seine Gewappneten all.
- „Herr Kaiser! beschleicht ihr ein andermal Schlösser,
- Thut’s Noth, Ihr verstehet auf’s Tanzen Euch besser.
- Euer Töchterlein
- Tanzet so fein,
- Dem soll meine Veste geöffnet seyn.“
- Im Schlosse des Grafen, da hebt sich ein Klingen,
- Mit Fackeln und Kerzen ein Tanzen und Springen.
- Graf Eberstein
- Führet den Reihn
- Mit des Kaisers holdseligem Töchterlein.
- Und als er sie schwingt nun im bräutlichen Reigen,
- Da flüstert er leise, nicht kann er’s verschweigen:
- „Schön Jungfräulein,
- Hüte dich fein!
- Heut Nacht wird ein Schlößlein gefährdet seyn.“
Graf Eberstein
… eine Ballade von Ludwig UhlandGraf Eberstein von Ludwig Uhland wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/uhland/graf-eberstein/
Quelle: https://balladen.net/uhland/graf-eberstein/