Wintermorgen

eine Ballade von Ludwig Uhland
  1. Ein trüber Wintermorgen war’s,
  2. Als wollt’ es gar nicht tagen,
  3. Und eine dumpfe Glocke ward
  4. Im Nebel angeschlagen.
  5. Und als die dumpfe Glocke bald,
  6. Die einzige, verklungen,
  7. Da ward ein heisres Grabeslied,
  8. Ein einz’ger Vers gesungen.
  9. Es war ein armer, alter Mann,
  10. Der lang gewankt am Stabe,
  11. Trüb, klanglos, wie sein Lebensweg,
  12. So war sein Weg zum Grabe.
  13. Nun höret er in lichten Höhn
  14. Der Engel Chöre singen
  15. Und einen schönen, vollen Klang
  16. Durch alle Welten schwingen.

Hintergrund

Wintermorgen ist eine Ballade, mehr ein Stimmungsgedicht, von Ludwig Uhland, das der Dichter im Dezember 1834 verfasste. Erwähnenswert ist, dass Uhland noch in einem Brief an Professor Welcker vom 23. November 1833 verlauten ließ, dass er sich nicht mehr in der gehörigen Stimmung sehe, um über Poesie zu sprechen.

Und dann gibt er sich scheinbar der Muse hin, um in eines seiner produktivsten Jahre überhaupt zu starten, in welchem mehr als zwanzig Gedichte entstanden. Der Wintermorgen beschließt so eines der lyrisch ergiebigsten Schaffensjahre Uhlands.
Wintermorgen von Ludwig Uhland wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.

Quelle: https://balladen.net/uhland/wintermorgen/