- Im düstern Auge keine Thräne,
- Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
- Deutschland, wir weben Dein Leichentuch,
- Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
- Wir weben, wir weben!
- Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
- In Winterskälte und Hungersnöthen;
- Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
- Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
- Wir weben, wir weben!
- Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
- Den unser Elend nicht konnte erweichen,
- Der den letzten Groschen von uns erpreßt,
- Und uns wie Hunde erschießen läßt –
- Wir weben, wir weben!
- Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
- Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
- Wo jede Blume früh geknickt,
- Wo Fäulniß und Moder den Wurm erquickt –
- Wir weben, wir weben!
- Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
- Wir weben emsig Tag und Nacht –
- Altdeutschland, wir weben Dein Leichentuch,
- Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
- Wir weben, wir weben!
Die schlesischen Weber
… eine Ballade von Heinrich HeineDie schlesischen Weber von Heinrich Heine wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/heine/die-schlesischen-weber/
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