Der Zauberlehrling

eine Ballade von Johann Wolfgang von Goethe
  1. Hat der alte Hexenmeistera
  2. Sich doch einmal wegbegeben!b
  3. Und nun sollen seine Geistera
  4. Auch nach meinem Willen leben.b
  5. Seine Wort‘ und WerkeAlliteration (Wort‘ und Werke)c
  6. Merkt ich und den BrauchInversion,d
  7. Und mit Geistesstärkec
  8. Tu ich Wunder auchInversion.d
  9.           Walle! walleAlliteration (Walle! walle)
    Geminatio
    a
  10.           Manche Strecke,b
  11.           Daß, zum ZweckeAlliteration (zum Zwecke),b
  12.           Wasser fließec
  13.           Und mit reichem, vollem Schwallea
  14.           Zu dem Bade sich ergieße.c
  15. Und nun komm, du alter Besen!a
  16. Nimm die schlechten Lumpenhüllen;b
  17. Bist schon lange Knecht gewesen:a
  18. Nun erfülle meinen Willen!b
  19. Auf zwei Beinen stehe,c
  20. Oben sei ein Kopf,d
  21. Eile nun und gehec
  22. Mit dem Wassertopf!d
  23.           Walle! walleAlliteration (Walle! walle)
    Geminatio
    a
  24.           Manche Strecke,b
  25.           Daß, zum ZweckeAlliteration (zum Zwecke),b
  26.           Wasser fließec
  27.           Und mit reichem, vollem Schwallea
  28.           Zu dem Bade sich ergieße.c
  29. Seht, er läuft zum Ufer nieder,a
  30. Wahrlich! ist schon an dem Flusse,b
  31. Und mit Blitzesschnelle wiedera
  32. Ist er hier mit raschem Gusse.b
  33. Schon zum zweitenAlliteration (zum zweiten) Male!c
  34. Wie das Becken schwillt!d
  35. Wie sich jede Schalec
  36. Voll mit Wasser füllt!d
  37.           Stehe! stehe!Alliteration (Stehe! stehe!)
    Geminatio
    a
  38.           Denn wir habenb
  39.           Deiner Gabenb
  40.           Vollgemessen! —c
  41.           AchInterjektion der Hilflosigkeit
    Wiederholung
    , ich merk es! Wehe! wehe!Alliteration (Wehe! wehe!)
    Geminatio
    a
  42.           Hab ich doch das Wort vergessen!c
  43. AchInterjektion der Hilflosigkeit
    Wiederholung
    , das Wort, worauf am Endea
  44. Er das wird, was er gewesen.b
  45. AchInterjektion der Hilflosigkeit
    Wiederholung
    , er läuft und bringt behende!a
  46. Wärst du doch der alte Besen!b
  47. Immer neue Güssec
  48. Bringt er schnell herein,d
  49. AchInterjektion der Hilflosigkeit
    Wiederholung
    ! und hundert FlüsseHyperbelc
  50. Stürzen auf mich ein.d
  51.           Nein, nicht längera
  52.           Kann ichs lassen;b
  53.           Will ihn fassen.b
  54.           Das ist Tücke!c
  55.           AchInterjektion der Hilflosigkeit
    Wiederholung
    ! nun wird mir immer bänger!a
  56.           Welche Miene! welche Blicke!c
  57. O, du Ausgeburt der Hölle!a
  58. Soll das ganze Haus ersaufen?Rhetorische Frageb
  59. Seh ich über jede Schwellea
  60. Doch schon Wasserströme laufen.b
  61. Ein verruchter Besen,c
  62. Der nicht hören will!d
  63. Stock, der du gewesen,c
  64. Steh doch wieder still!d
  65.           Willsts am Endea
  66.           Gar nicht lassen?b
  67.           Will dichAnapher zu V68 fassen,b
  68.           Will dichAnapher zu V67 haltenc
  69.           Und das alte Holz behendea
  70.           Mit dem scharfen Beile spalten.c
  71. Seht, da kommt er schleppend wieder!a
  72. Wie ich mich nur auf dich werfe,b
  73. Gleich, o Kobold, liegst du nieder;a
  74. Krachend trifft die glatte Schärfe.b
  75. Wahrlich! brav getroffen!c
  76. Seht, er ist entzwei!d
  77. UndAnapher zu V78 nun kann ich hoffen,c
  78. UndAnapher zu V77 ich atme frei!d
  79.           Wehe! wehe!Alliteration (Wehe! wehe!)
    Geminatio
    a
  80.           Beide Teileb
  81.           Stehn in Eileb
  82.           Schon als KnechteAntithese (Knechte / Mächte, V84)c
  83.           Völlig fertigAlliteration (Völlig fertig) in die Höhe!a
  84.           Helft mirApostrophe (Helft mir, […] Mächte!), achInterjektion der Hilflosigkeit
    Wiederholung
    ! ihr hohen Mächte!Apostrophe (Helft mir, […] Mächte!)
    Antithese (Knechte / Mächte, V82)
    c
  85. Und sie laufen! Naß und nässerAlliteration (Naß und nässer)
    Steigerung
    .a
  86. Wirds im Saal und auf den Stufen.b
  87. Welch entsetzliches Gewässer!a
  88. Herr und Meister!Hendiadyoin
    Apostrophe
    hör mich rufen! —b
  89. AchInterjektion der Hilflosigkeit
    Wiederholung
    , da kommt der Meister!c
  90. Herr, die Not ist groß!d
  91. Die ich rief, die GeisterInversionc
  92. Werd ich nun nicht los.d
  93.           „In die Ecke,a
  94.           Besen! Besen!Alliteration (Besen! Besen!)
    Geminatio
    b
  95.           Seids gewesen.b
  96.           Denn als Geisterc
  97.           Ruft euch nur, zu diesem Zwecke,a
  98.           Erst hervor, der alte Meister.“c

Hintergrund

Der Zauberlehrling ist eine Ballade von Johann Wolfgang von Goethe, die, neben dem Erlkönig, vermutlich zu den bekanntesten Werken des Dichters gehört und darüber hinaus eine der bekanntesten deutschen Balladen überhaupt ist.

Sie entstand im Juli 1797, also im Zuge des Balladenjahres, und wurde in Friedrich Schillers Musen-Almanach für das Jahr 1798 veröffentlicht. Die Ballade wird seither häufig als im Deutschunterricht behandelt, da an ihr alle Merkmale der Gattung wunderbar aufgezeigt werden können (vgl. Balladen für die 7. Klasse).

Inhaltsangabe

Der Zauberlehrling von Johann Wolfgang von Goethe wurde 1797 veröffentlicht und erzählt von einem Zauberlehrling, der versucht, sich die Arbeit zu erleichtern und in der Abwesenheit seines Meisters seine Fähigkeiten erprobt und selbst hext. Dabei richtet er ein großes Durcheinander an.

Eines Tages ist der Meister außer Haus und lässt den Zauberlehrling allein zurück. Dieser beschließt, die Zaubersprüche seines Meisters einmal selbst auszuprobieren. Kurzerhand verzaubert er einen Besen, so dass er Arme, Beine und einen Kopf hat und befiehlt ihm, Wasser vom Fluss in einem Topf zu holen.

Der Zauber funktioniert und der Besen eilt wiederholt zum Ufer, um Wasser zu holen. Allerdings fällt dem Zauberlehrling nicht mehr ein, wie er den Zauber beenden kann, weshalb der Besen weiterhin und wiederholt zum Wasser.

Als das Haus zu überschwemmen droht, beschließt der Zauberlehrling, eine Axt zu nehmen und den Besen so aufzuhalten. Als er den verhexten Besen allerdings in zwei Teile zerschlagen hat, muss er feststellen, dass er es schlimmer gemacht hat. Nun hat er es mit zwei Besen zu tun, die fortwährend Wasser ins Haus tragen.

Der Zauberlehrling ist verzweifelt und ruft flehentlich nach seinem Meister. Dieser erscheint daraufhin in letzter Sekunde, beendet den Spuk und verwandelt die Besen zurück. Er erinnert außerdem daran, dass nur er solche Zauber wirken darf.

Analyse

Gedichtart Ballade (Kunstballade)
Strophen & Verse Gliedert sich in 7 Vollstrophen. Jede Vollstrophe besteht aus einer Strophe und Refrainstrophe (eingerückt). Die Strophen haben 8, die Refrainstrophen 6 Zeilen. Das ergibt 98 Verse mit 407 Wörtern.
Versmaß
(Metrum)
Trochäus
Reimschema Kreuzreim (abab ...)

Sonstiges

Was ist die Moral vom Zauberlehrling?
Vermutlich ist es die Moral von Goethes Text, dass man die eigenen Fähigkeiten nicht überschätzen, sich dieser bewusst und stets bescheiden bleiben sollte. Im übertragenen Sinne könnten man sagen, dass es gefährlich ist, überheblich zu sein und die Ratschläge eines Lehrenden in den Wind zu schlagen.
Was sind die epischen Elemente im Zauberlehrling?
Eine Ballade zeichnet sich dadurch aus, dass sie dramatische, lyrische sowie epische Elemente vereint. Deshalb bezeichnete Goethe sie auch als das Ur-Ei der Dichtung.Als episches Element können wir im Zauberlehrling sehen, dass die Handlung immer spannender wird und sich zu einem Höhepunkt steigert, der am Ende aufgelöst wird.
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Letzte Aktualisierung 21. September 2024, 10:08 Uhr Monatliche Leser 8311 ✭ Beliebtes Werk ➚ Text trendet
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Quelle: https://balladen.net/goethe/der-zauberlehrling/