Als Kreuzreim wird ein Reimschema beschrieben. Ein Reimschema ist eine bestimmte Folge von reimenden Versenden. Der Kreuzreim folgt dem Schema ABAB. Das bedeutet, dass sich Verse abwechselnd reimen.
Wörter reimen sich am Versende übrigens dann, wenn sie ähnlich klingen. So reimen sich Baum und Schaum oder Haus und Maus.
Schauen wir auf ein Beispiel:
- Der Türmer, der schaut zu Mitten der Nacht
- Hinab auf die Gräber in Lage;
- Der Mond, der hat alles ins Helle gebracht;
- Der Kirchhof, er liegt wie am Tage.
Wir sehen, dass sich in der obigen Strophe Nacht auf gebracht sowie Lage auf Tage reimt. Es reimen somit die erste auf die dritte und die zweite auf die vierte Verszeile. Das ist ein Kreuzreim.
Von einem tatsächlichen Reimschema sprechen wir dann, wenn sich dieses Muster durch den Text oder über mehrere Strophen zieht. Tritt es einmalig auf, sollten wir von einem einzelnen Kreuzreim sprechen.
Kennzeichnung
Es ist hilfreich, Dinge eindeutig zu benennen. Dann weiß jeder, worum es geht und was gemeint ist. Deshalb werden Reime am Ende einer Verszeile mithilfe von Buchstaben angegeben. Dieselben Buchstaben werden hierbei für wiederkehrenden Reime genutzt.
Für einen waschechten Kreuzreim braucht es mindestens vier Verzeilen, damit wechselhaft gereimt werden kann. Diesen wechselhaften Reim würden wir dann mit ABAB angeben. Dies würde allerdings nur einen einzelnen Kreuzreim in einem Gedicht meinen.
Beschreiben wir allerdings ein Schema, also ein wiederkehrendes Muster, sagen wir, dass mehrere Kreuzreime vorliegen und geben dies mit fortlaufenden Buchstaben an. Also ABAB (CDCD usw.).
Schauen wir auf ein Beispiel:
- Hat der alte Hexenmeister A
- Sich doch einmal wegbegeben! B
- Und nun sollen seine Geister A
- Auch nach meinem Willen leben. B
- Seine Wort‘ und Werke C
- Merkt ich und den Brauch, D
- Und mit Geistesstärke C
- Tu ich Wunder auch. D
Die Buchstaben C und D verwenden wir in der zweiten Strophe, da neue Reime eingeführt wurden. Würde es im Verlauf des Gedichts weitere Endreime geben, die nicht mit den bisherigen reimen, würden wir zur Kennzeichnung die nachfolgenden Buchstaben nutzen (EFEF usw.).
Funktion & Wirkung
Der Kreuzreim ist neben dem Paarreim eines der häufigsten Reimschemata in der Literatur. Er wirkt durch den wiederkehrenden Rhythmus eingängig und dadurch einprägsam und neigt nicht so sehr zur Eintönigkeit, die manchmal beim Singsang des Paarreims entsteht.
Da die Reimfolge durch den Wechsel sehr eingängig ist, können Gedichte, die im Kreuzreim geschrieben sind, gut auswendig gelernt werden. Außerdem klingt ein Text stimmig, eingängig und sehr rhythmisch.
Beispiele
Da der Kreuzreim in zahlreichen Gedichten verwendet wird, möchte ich an dieser Stelle eine kleine Auswahl an bekannten Gedichten anbieten, die durchgehend im Kreuzreim verfasst sind.
Stöbere in diesen Beispielen, um die Wirkung nachzuvollziehen:
- Der Zauberlehrling, Goethe
- Der Totentanz, Goethe
- Der Fischer, Goethe
- Die Nixen, Heine
- Die Kuh, Bürger