- Der Knecht reitet hinten, der Ritter vorn,
- Rings um sie woget das blühende Korn . . .
- Und wie Herr Attich herniederschaut,
- Da liegt im Weg ein lieblich Kind,
- Von Blumen umwölbt, die sind betaut,
- Und mit den Locken spielt der Wind.
- Da ruft er dem Knecht: »heb auf das Kind!« –
- Absteigt der Knecht und langt geschwind:
- »»O, welch ein Wunder! – Kommt daher!
- Denn ich allein erheb es nicht.«« –
- Absteigt der Ritter, es ist zu schwer;
- Sie heben es alle beide nicht!
- »Komm Schäfer!« – sie erhebens nicht!
- »Komm Bauer!« – sie erhebens nicht!
- Sie riefen jeden der da war,
- Und jeder hilft: – sie hebens nicht!
- Sie stehn umher, die ganze Schar
- Ruft: »Welch ein Wunder, wir hebens nicht!«
- Und das holdselige Kind beginnt:
- »Laßt ruhen mich in Sonn′ und Wind:
- Ihr werdet haben ein fruchtbar Jahr,
- Daß keine Scheuer den Segen faßt:
- Die Reben tropfen von Moste klar,
- Die Bäume brechen von ihrer Last!
- »Hoch wächst das Gras vom Morgentau,
- Von Zwillingkälbern hüpft die Au;
- Von Milch wird jede Gölte naß,
- Hat jeder Arm′ genug im Land.
- Auf lange füllt sich jedes Faß!«
- So sang das Kind da und – verschwand.
Das Wunder im Kornfeld
… eine Ballade von August KopischDas Wunder im Kornfeld von August Kopisch wurde von balladen.net heruntergeladen, einem kostenlosen Literaturprojekt von Jonas Geldschläger.
Quelle: https://balladen.net/kopisch/das-wunder-im-kornfeld/
Quelle: https://balladen.net/kopisch/das-wunder-im-kornfeld/