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- Von Edenhall der junge Lord
- Läßt schmettern Festtrommetenschall,
- Er hebt sich an des Tisches Bord
- Und ruft in trunkner Gäste Schwall:
- „Nun her mit dem Glücke von Edenhall!“
- Der Schenk vernimmt ungern den Spruch,
- Des Hauses ältester Vasall,
- Nimmt zögernd aus dem seidnen Tuch
- Das hohe Trinkglas von Krystall,
- Sie nennen’s: das Glück von Edenhall.
- Darauf der Lord: „Dem Glas zum Preis
- Schenk’ rothen ein aus Portugall!“
- Mit Händezittern gießt der Greis,
- Und purpurn Licht wird überall,
- Es strahlt aus dem Glücke von Edenhall.
- Da spricht der Lord und schwingt’s dabei:
- „Dies Glas von leuchtendem Krystall
- Gab meinem Ahn am Quell die Fei,
- Drein schrieb sie: kommt dies Glas zu Fall,
- Fahr wohl dann, o Glück von Edenhall!
- Ein Kelchglas ward zum Loos mit Fug
- Dem freud’gen Stamm von Edenhall;
- Wir schlürfen gern in vollem Zug,
- Wir läuten gern mit lautem Schall;
- Stoßt an mit dem Glücke von Edenhall!“
- Erst klingt es milde, tief und voll,
- Gleich dem Gesang der Nachtigall,
- Dann wie des Waldstroms laut Geroll,
- Zuletzt erdröhnt wie Donnerhall
- Das herrliche Glück von Edenhall.
- „Zum Horte nimmt ein kühn Geschlecht
- Sich den zerbrechlichen Krystall;
- Er dauert länger schon, als recht,
- Stoßt an! mit diesem kräft’gen Prall
- Versuch’ ich das Glück von Edenhall.“
- Und als das Trinkglas gellend springt,
- Springt das Gewölb mit jähem Knall
- Und aus dem Riß die Flamme dringt;
- Die Gäste sind zerstoben all
- Mit dem brechenden Glücke von Edenhall.
- Ein stürmt der Feind, mit Brand und Mord,
- Der in der Nacht erstieg den Wall,
- Vom Schwerte fällt der junge Lord,
- Hält in der Hand noch den Krystall,
- Das zersprungene Glück von Edenhall.
- Am Morgen irrt der Schenk allein,
- Der Greis, in der zerstörten Hall’,
- Er sucht des Herrn verbrannt Gebein,
- Er sucht im grausen Trümmerfall
- Die Scherben des Glücks von Edenhall.
- „Die Steinwand – spricht er – springt zu Stück,
- Die hohe Säule muß zu Fall,
- Glas ist der Erde Stolz und Glück,
- In Splitter fällt der Erdenball
- Einst gleich dem Glücke von Edenhall.“